Rezension

Schwieriger Reise-/Erfahrungsbericht

Ein Jahr in Venedig - Frauke Schlieckau

Ein Jahr in Venedig
von Frauke Schlieckau

Bewertet mit 3 Sternen

Frauke Schlieckau zieht ein Jahr nach Venedig, um dort zu studieren und lässt und an ihren Erlebnissen zwölf Monate lang teilhaben. Sie versucht das Venedig zu finden, das nicht die Touristen sehen, sondern den ganz normalen Alltag mit all den Freuden und Schwierigkeiten. Am Ende des Jahren muss sie entscheiden, ob sie ihr Herz an die Lagunenstadt verloren hat oder doch nur eine Touristin bleibt.

Ich habe mir dies Buch gekauft, weil ich auf einmal eine wahnsinnige Sehnsucht nach Venedig hatte, eine Stadt, in der ich noch nie war, und weil ich weiß, dass die "Ein Jahr in..."-Bücher mein Fernweh immer sehr gut besänftigen können. Dies ist schon mein viertes oder fünftes Buch der "Reise in den Alltag"-Reihe und immer habe ich das Jahr durch den Autor miterleben können und der Sog nach der Ferne war vorrübergehend beruhigt. Doch bei diesem Buch war es eher anders herum und daher die Enttäuschung groß: Die Autorin ist in den ersten zwei Dritteln des Buches nur am Motzen, über die hohen Preise, über die unverschämten Gondoliere, über den Nebel, über den Straßenaufbau etc. und macht dem Leser die Stadt ungemein madig. Außerdem sind die großen Sehenswürdigkeiten kaum angerissen und das erwarte ich von so einem Buch, Insiderwissen, aber auch einen kurzen Blick auf die "Touristenattraktionen". Immer wieder geht die Autorin auf irgendeine Party, die dann nach zwei Sätzen beendet ist, wo ich mich frage, was diese Erwähnung dann eigentlich sollte?! Ich war schon kurz davor, das Buch wegzulegen, als sich die Stimmung im letzten Drittel zum Glück noch gewendet hat. Hier ist die Autorin laut eigener Aussage endlich in der Stadt angekommen und das merkt man auch, denn nun wird Venedig mit all seinen Schwierigkeiten liebevoll beschrieben und ich konnte als Leser Venedig durch ihre Augen verliebt ansehen.

Insgesamt sicher nicht das beste Buch aus der "Ein Jahr in..."-Reihe und vielleicht auch nicht das beste Buch über den Alltag in Venedig. Aber wenn man schon einmal in Venedig war, ist das Buch als Vertiefung des Urlaubes sicher eine schöne Ergänzung. Für Menschen, die noch nicht in Venedig waren, eher nicht geeignet.