Rezension

schwieriges Thema mit sanftem Anklang

Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts - Susann Pásztor

Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts
von Susann Pásztor

Bewertet mit 4 Sternen

Lange wusste ich nicht wo ich bei diesem Buch anfangen sollte, es ist so sanft und ausdrucksstark und trotzdem nicht so leicht zu durchschauen. Eigentlich ist mir sogar noch immer unklar was genau mir dieses Buch sagen will.
Susann Pásztor erzählt von der Enddreißigerin Mila die dank einer ungeliebten Kindheit zur Therapeutin geht, die ihr(warum auch immer genau) zu einem Wochenende in heilsamen Schweigen rät. Dort finden wir dann auch Mila auf den ersten Seiten wieder.
Das 3-tägige Seminar läuft trotz Milas anfänglicher Skepsis besser als sie erwartet hatte, obwohl sie kaum stillsitzen kann. Nach dem Seminar wird sie von Simon angesprochen. Die beiden landen die nächsten drei Tage in seinem Hotel und haben eine tiefe und bedingungslos ehrliche Liebelei. Anschließend trennen sie sich, zwar mit tiefen Gefühlen voneinander, jeden ohne Namen, Telefonnummern oder Mailadressen auszutauschen. So war es dann doch irgendwie abgemacht.
Doch Mila kann Simon nicht vergessen und macht sich auf die Suche. Nach Simon und nach sich selbst. Wie diese Suche endet müsst ihr aber selber lesen, denn zuviel möchte ich dann nicht verraten.

Wenn ich zähle, geht es besser. Einatmen: eins, ausatmen:eins, einatmen: zwei, ausatmen: zwei, und bei zehn fange ich wieder von vorne an. Wie ich auf einmal bei dreiundzwanzig gelandet bin, kann ich mir nicht erklären. Dann doch lieber die simple Variante: Ein. Aus. Ein. Aus.

Das Buch “Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts” hat zwar nur 256 Seiten und definitiv den Nachteil, das der Klappentext eigentlich gar nicht wirklich mit dem Buchinhalt zu tun hat, aber ich fand es ganz großartig.
Auch wenn mir kaum Worte für eine Rezension einfallen wollten, gelesen hatte ich es noch am Tag als es ankam. Und es kam mir durch die sanfte und doch humorvolle Schreibweise von Frau Pásztor so vor, als wäre ich selbst Teil der Gruppe. Vielleicht lag das auch daran, das Mila mir mit ihrer hibbeligen Art manchmal wie ein Spiegelbild vorkam. Ich habe bei etlichen Szenen(wie man wohl auch an den zahlreichen PostIts sehen kann) gelacht, sie schön gefunden oder einfach für merkenswert gehalten.
Einen kleines Manko hat das Buch allerdings. Ich fand es obwohl es Altersangaben in dem Buch gab irgendwie für dieses Alter schon manchmal sehr jugendlich. Besonders Mila erscheint manchmal etwas unreif. Ich dachte auch, dass sie um einiges jünger wäre, bis ich die erste Altersangabe fand. Generell spricht das Buch eigentlich gar kein wirklich leichtes Thema an, denn weder die seltsam lieblose Kindheit Milas, noch die Tatsache das zumindest Simon fremdgeht finde ich besonders einfach. Und doch werden diese Themen nicht als böse oder falsch dargestellt, es ist einfach wie es ist.

Der Roman ist unterteilt in drei große Abschnitte. Im ersten Abschnitt erleben wir Mila und ihre Beobachtungen von sich selbst und den anderen Teilnehmern beim Schweigeseminar. Der zweite Teil behandelt die Tage die sie mit Simon verbringt und die Geschichte die sich dort entwickelt. Der letzte Teil wiederum kümmert sich dann um Milas Kampf zwischen dem Verlangen Simon doch nicht einfach so gehen zu lassen und dem unausgesprochen Versprechen sich nicht mehr zu sehen.
Man bekommt durch die Ich-Perspektive einen sehr guten Eindruck von Mila, ihrer Art und auch ihrem Leben. Simon bleibt ein bischen blass, da man ihn eben nur durch Milas Augen sieht, aber das macht gar nichts. Auch so ist er wirklich toll.

Simon sagt: “Mila, mir hätte nichts Besseres passieren können, als dir zu begegnen. Nichts Schöneres und nichts Wichtigeres. Du hinterlässt Spuren.”

Fazit:Die ganze Zeit hatte ich selbst das Gefühl am Schweigeseminar teilzunehmen; schweigend habe auch ich meine Zeit mit dem Buch verbracht.
Ein ganz sanftes Buch mit Humor und Tiefgang, das zum Nachdenken über die Stille anregt. Viele Bücher kommen mir zu laut vor, dieses hier ist leise und schweigsam, aber trotzdem nicht ohne.