Rezension

Sechzehnter Band einer lesenswerten Reihe

Das Mädchen aus der Pentecost Alley
von Anne Perry

Bewertet mit 4 Sternen

London 1890: In einem Bordell in der Pentecoast Alley wird eine tote Prostituierte gefunden, zwei Jahre nach den Ripper-Morden sorgt das für Aufsehen. Dass Oberinspektor Thomas Pitt hinzugezogen wird, liegt aber daran, dass Indizien darauf hindeuten, dass ein Gentleman, ein Mann der höheren Gesellschaft, damit zu tun haben könnte.

Wie immer spart Anne Perry nicht an Gesellschaftskritik. Prostitution ist ein heikles Thema im viktorianischen England, aber auch ein wesentlicher Bestandteil der Gesellschaft. Die Frauen werden nicht anerkannt, sind eher Objekte, und viele werden in dieses Leben getrieben. So auch Ada McKinley, die erste Tote, die als Hausmädchen gearbeitet hatte, aber nachdem sie durch den Butler schwanger wurde, das Haus verlassen musste, ohne Chance auf eine neue Stellung.

Der Gegensatz zu den Verhältnissen in der höheren Gesellschaft ist gravierend, und wird gut herausgearbeitet. Auch durch Tallulah Fitzjames, die Schwester des Verdächtigen, die klug und rebellisch, nicht so leben will, wie viele der anderen jungen Frauen ihrer Gesellschaftsschicht, sich aber von Bruder und Vater kleinhalten lassen muss. Ihre Liebe gilt zudem einem nichtstandesgemäßen Mann.

Emily Radley, Pitts Schwägerin, spielt in diesem Roman eine größere Rolle, sie nimmt sich Tallulahs an und hilft ihr sogar dabei, die Unschuld ihres Bruders zu beweisen, und das nicht immer mit legalen Mitteln. Manches, das Emily tut, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Natürlich sind auch wieder Charlotte, Emily Schwester und Pitts Ehefrau, sowie Emilys angeheiratete Tante Vespasia Cumming-Gould mit von der Partie, doch mit kleineren Rollen als in manchen anderen Romanen der Reihe.

Die Ermittlungen sind nicht einfach, und zwischendurch gibt es manchen Rückschlag, die Polizei und Pitt müssen sich von der Presse einiges anhören, Pitts Reputation steht auf dem Spiel. Am Ende ist aber alles aufgeklärt, manches überraschend, bei anderem hatte ich bereits in die Richtung überlegt. Die Bände der Reihe sind nicht immer nervenzerfetzend spannend, der Autorin geht es mehr um das Zwischenmenschliche, das Gesellschaftliche, aber dennoch verfolgt man die Ermittlungen gespannt, zumal man immer auch gut miträtseln kann.

Der sechzehnte Band der Reihe um Thomas Pitt ist, wie alle anderen Bände der Reihe, lesenswert, wer historische Kriminalromane mag und Wert auf das Zwischenmenschliche und die gesellschaftlichen Hintergründe legt, ist hier richtig.