Rezension

Seelenverwandt mit einer japanischen Hofdame

Dinge, die das Herz höher schlagen lassen -

Dinge, die das Herz höher schlagen lassen
von Mia Kankimäki

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe schon oft erlebt, dass ich mich mit einer Schriftstellerin stark verbunden fühle. Ähnlich ergeht es Mia Kankimäki, wie wir in diesem Buch erfahren. Ihre Faszination gilt allerdings einer Hofdame, die vor mehr als 1000 Jahren am japanischen Kaiserhof diente und und sich mit ihrem "Kopfkissenbuch“ einen Platz in der Weltliteratur verschaffte: Sei Shônagon.

Ihres Lebens überdrüssig, entscheidet sich die Texterin für eine einjährige Auszeit und begibt sich nach Kyôto, um über ihre Seelenschwester zu forschen und zu schreiben. Sie schätzt nicht nur ihren Feinsinn, Humor und ihre Selbstsicherheit, sondern auch die damals bedeutende Rolle der Frauen in der Literatur und den großen Stellenwert der Schönheit, Kunst und Dichtung. Ihr Vorhaben entpuppt sich jedoch als äußerst schwierig, da so wenig über sie überliefert ist.

Eine Sache macht Sei Shônagon auch für mich sehr sympathisch, denn mit ihren tagebuchartigen Notizen wirkt sie wie eine Bloggerin, und sie liebte es, Listen zu schreiben. Auch die Autorin greift diese Form auf, stellt ihre eigenen Eindrücke, Vorlieben und Beobachtungen Zitaten aus Sei’s Werk gegenüber und findet erstaunlich viele Gemeinsamkeiten. 

Mit viel Witz und Ironie erzählt Mia Kankimäki von ihrer beengten Unterkunft und ihren Multikulti-Mitbewohnern, von Ausflügen quer durch Japan und von mühsamen Recherchen, die bis nach London führen. Es macht großen Spaß, sie dabei zu begleiten und nebenbei viele Einzelheiten über das höfische Leben und die Sitten in der Heian-Zeit zu erfahren. Man sollte Lust haben, sich ähnlich wie sie treiben zu lassen und sich auf ein Abenteuer mit vielen unvorhergesehenen Ereignissen und zu guter Letzt eine Reise zu sich selbst einzulassen.