Rezension

Seepferde sind nicht niedlich!

Hippocampus - Gertraud Klemm

Hippocampus
von Gertraud Klemm

In diesem großartigen Roman von Gertraud Klemm trifft eine "alte Emanze" aufgrund einer "toten Emanze" auf einen in sexuellen Stereotypen denken jungen Kerl und erlebt eine Roadstory mit viel Hintersinnigkeit.
Seit diesem Buch bin ich ein Fan von Gertraud Klemm. Ihre Sprache ist messerschaft, nie zurückhalten und häufig Hau-Drauf. So direkt habe ich selten eine Autorin über Feminismus, den Literaturbetrieb und gesellschaftliche Ungegerchtigkeiten als solche schreiben sehen. Der Roman ist mit viel Witz geschrieben. Manche Anspielungen auf österreichische Alternativbewegungen versteht man als deutsche Leserin vielleicht nicht sofort, dies bremst jedoch nicht den Lesespaß aus. Man hat das Gefühl jeden Satz genau und aufmerksam lesen zu müssen, weil man sonst den nächsten Seitenhieb verpassen könnte. Sich selbst als Laienkritiker sollte man dabei nicht zu ernst nehmen, denn auch in diese Richtung wird geschossen.
Ich nehme an Klemm hat nicht vor irgendeinen Buchpreis zu gewinnen, denn sie hat so ziemlich alle demontiert mit ihrem vorliegenden Roman. Verdient hätte sie die Ehrung!
Diesen Roman kann ich jedem empfehlen, der sich etwas tiefgründiger mit den Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern, welche sowohl historisch auftraten als auch noch real existierend sind, beschäftigen möchte. Dies aber nicht auf toternste Weise vor hat.