Rezension

sehr abschweifend, aber nett geschrieben

Was dir bleibt -

Was dir bleibt
von Jocelyne Saucier

Bewertet mit 4 Sternen

Gladys steigt eines frühen Morgens einfach in den Zug und fährt los. Auf ihrer Irrfahrt besucht sie ihre Freunde und Bekannte, die weiter wegwohnen. Doch dann fährt sie nicht etwa wieder nach Hause zu ihrer Tochter, die ziemlich große Probleme hat. Nein sie steigt um und fährt weiter und weiter und trieft auf eine junge Frau. Ehe es sich die junge Frau versieht sind sie eine Einheit. Diese junge Frau wird quasi von Gladys überrumpelt. Bald geht ihr auf das Gladys nicht nur schwer krank ist nein sie liegt im Sterben. Diese junge Frau hat eine Schwester und diese ist Krankenschwester. Und sie merkt sofort wie krank Gladys wirklich ist. Alle drei begeben sich nun zusammen auf eine Irrfahrt durch Kanadas Norden. Bei Gladys daheim geht es unterdessen hoch her als ihr Verschwinden bekannt wird. Es wird wie verrückt hinter allen Zügen hertelefoniert. Doch Gladys Zug der sie nachhause bringen könnte wird eingestellt und so strandet sich fern der Heimat mit zwei fremden Frauen in einem kleinen Ort. Nach und nach treffen alle Freude und Bekannte dort ein sehen ihr beim Sterben zu und verabschieden sich. Einer ihrer letzten Amtshandlungen ist es der jungen Frau aus dem Zug Lisana als Schwester an die Hand zu geben und umgekehrt. Lisanas neue Schwester bringt sie an einem sicheren Ort, den sie nur einer einzigen Person mitteilt und so wird ein Lehrer, der eigentlich nur Gladys Geschichte aufschreiben wollte nun zu Lisanas Bruder. Die Geschichte schreibt er natürlich nur ist es eben alles andere als leicht für ihn alles Informationen zusammenzutragen.

 

Die Autorin hat mit diesem Roman eine rührende und ergreifende Geschichte geschrieben, die an die alte Eisenbahnromantik erinnert. Doch erzählt sie ihre Geschichte weder sonderlich gradlinig noch besonders strukturiert. Der männliche Erzähler, den sich die Autorin bedient schweift ab. Nicht das die so eingeflochtenen Geschichten nicht interessant sind, das Gegenteil ist der Fall. Sie schafft es den Leser einzulullen, jedoch stellt sie mit diesem sprunghaften Erzählstil die Geduld des Lesers massiv auf die Probe.

 

Die Kernhandlung ist Gladys Irrfahrt durch Kannadas Norden. Das sie auf der Suche nach jemanden ist der sich um ihre „kranke“ Tochter ist, wird erst sehr spät klar. Um diese Kernhandlung werden viele, sehr viele andere Lebensgeschichten eingeflochten. Unter anderen auch die Geschichte der „Train Schools“, die stark mit Gladys Leben verflochten sind. Aber auch all die Leben eben der Schüler, diese Trains besuchten.

 

Keine Frage Gladys wächst einen ans Herz ebenso, wie alle anderen. Über einige Figuren ärgert man sich maßlos, andere machen einen ob ihrer grenzenloser Ignoranz einfach nur wütend. Leserfreundlicher währe wirklich gewesen, wenn sich die Autorin auf ein paar weniger Figuren konzentriert hätte und diese gründlich ausgearbeitet hätte. So bleiben viele Figuren doch sehr oberflächlich und nicht wirklich fassbar.

 

Das Cover verkörpert die alte Bahnromantik doch sehr genau und passt hervorragend zum Roman.

 

Fazit: Eine wirklich nette Geschichte, wenn auch wenig gradlinig oder gar strukturiert. Ein paar weniger Abschweifungen hätten der Geschichte gut gestanden. Ansonsten wird eine wirklich bezaubernde Geschichte erzählt von Eisenbahnromantik und dem Leben mit und an den Gleisen in Kanadas Norden. Wenn man sich auf diese Geschichte einlässt wirkt sie unglaublich entschleunigend und hat die Kraft einen in eine andere Zeit zu versetzen. Von daher kann ich diesen Roman zwar bedenkenlos empfehlen jedoch mit der Anmerkung, das der Leser sich nicht nur in Geduld üben muss sondern eher mit einen langsamen Roman rechnen muss, bei dem es teilweise kreuz und quer und durcheinander geht.