Rezension

Sehr aktuell und zu keiner Zeit langweilig

Vater Goriot - Honoré de Balzac

Vater Goriot
von Honore de Balzac

Bewertet mit 5 Sternen

Paris, Anfang des 19.Jahrhunderts: Die Tage von Napoleon gehören der Vergangenheit an. Doch der Durst nach Reichtum, Macht und Ansehen ist ungelöscht. In einer der heruntergekommsten Pensionen der Stadt träumt der junge Student Eugene de Rastinac vom gesellschaftlichen Aufstieg. Es entspannt sich ein Handlungsdreieck zwischen Rastinac, Vautrin, dem gerissenen Lebemenschen und dem verarmten, ehemals vermögende Vater Goriot, der in verblendendender Vaterliebe ohne weiteres sein letztes Hemd für seine beiden verzogenen Töchter geben würde.

Ich ärgere mich immer sehr über den Schluss vorwegzunehmende Klappentexte, deswegen habe ich mir gerade bei Klassikern abgewöhnt, hinten weiterzulesen.

Man merkt jeder geschriebenen Seite an, wieviel Freude der Autor an der Entwicklung der Figuren und der Handlung hatte. Auf mich ist das 1:1 übergegangen. Keine Seite ist langweilig oder überflüssig. Das Buch hat mich ebenso sehr unterhalten wie nachdenklich gestimmt. Balzac spart nicht mit Sozialkritik, lässt aber nicht vergessen, warum Kapitalismus ein rein menschliches Problem ist. Er führt uns gescheiterte Charaktere vor Augen, ohne diese mit dem moralischen Zeigefinger an den Pranger zu stellen.

5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.