Rezension

Sehr authentisch

Die unsinkbare Greta James -

Die unsinkbare Greta James
von Jennifer E. Smith

Es passiert immer mal wieder, dass der Klappentext einem viel verspricht und das Buch die daraus entstandenen Erwartungen nicht erfüllen kann. Hier war es dagegen ganz anders. Ich habe viel mehr bekommen als ich erwartet hätte. Gerechnet hatte ich mit einer guten Story, die das eine oder andere Mal ins Kitschige entgleitet. Doch so war es meiner Meinung nach nicht.

Ich fand die Charaktere wahnsinnig gut ausgearbeitet, realitätsnah und authentisch. Die Freunde der Eltern, die Greta und ihrem Vater mit kleinen liebevollen Gesten zu erkennen geben, dass sie nach dem Tod der Mutter für sie da sind. Vater Conrad, dem es so schwer fällt über seinen Schatten zu springen und über Gefühle und Sorgen zu reden. Ein Vater, der eigentlich immer nur das Beste will, aber nicht weiß, wie er mit seiner hochemotionalen und kreativen Tochter kommunizieren soll, die sich auf so ganz andere Art und Weise ausdrückt.  Greta, die mit ganzem Herzen und voller Kraft ihrer Passion folgt. Aber dennoch wird klar, dass sie nicht erst seit dem Tod der Mutter ein großes Päckchen zu schultern hat, das sie jetzt ordentlich ins Straucheln geraten lässt.

Mir gefiel, wie Jennifer E. Smith die Konfliktmomente zwischen Vater und Tochter umgesetzt hat. Die kleinen Sticheleien am Rande, die Missverständnisse, das ewige Abwägen, wie sage ich was oder lasse ich es lieber sein, und das Aufschaukeln vor den intensiveren Diskussionen. Einschließlich des ewigen Aneinandervorbeiredens und der Vorwürfe. Das traf total das richtige Maß und war absolut authentisch. Aber keine Sorge, wer jetzt glaubt, das Buch sei deprimieren oder zieht einen runter, der irrt. Das Gegenteil ist der Fall. Ich fand es sehr kraftvoll und mutmachend.

Gut fand ich, wie schon gesagt, auch, dass das Buch zwar einfühlsam, aber nicht kitschig ist. Trotz Ansatz einer Liebesgeschichte, der Verarbeitung eines Todesfalls und vielerlei Konfliktlösungsversuchen. Für mich wird es einzig und allein etwas kitschig, wenn über das Reisen auf einem Kreuzfahrtschiff geschrieben wird, aber auch das ist nun mal (leider) Realität. Großer Pluspunkt: Am Ende ist nicht alles wie durch Zauberhand plötzlich wieder gut. Stattdessen bleibt einiges offen und vage. Aber es ist definitiv Licht am Horizont.