Rezension

Sehr berührende Geschichte, bildgewaltig und voller Emotionen

Blumental - Leeres Land -

Blumental - Leeres Land
von Viktoria Bolle

Bewertet mit 5 Sternen

Bewegende Erinnerungen an schlimme Zeiten

In ihrem Roman ,, Blumental- Leeres Land "  erzählt die Autorin die Geschichte ihrer Schwiegergroßmutter Olga , die mit ihrerr deutschstämmigen Familie in Blumental in Sibirien aufgewachsen ist. 

 

Anlässlich des 90. Geburtstags von Olga gibt es ein Treffen der ganzen Familie,  um diesen besonders Tag zu feiern. Doch die Demenz hat von Olga bereits Besitz genommen,  die Kinder , Enkel und Urenkel erkennt sie kaum , wenn dann nur einzelne. Dafür sind ihre Erinnerungen sn ihre Kindheit umso präsener. 

 

Dafür reist der Leser mit Olga , von der Familie liebevoll Lüschna genannt, in das Jahr 1924 nach Blumental, einem idyllisch , ruhigen Ort in Sibirien . Sie ist gerade 10 Jahre alt und lebt mit ihren Eltern und Geschwistern auf einem großen Hof mit Landwirtschaft . Wie ihre Familie stammen viele Bewohner oder ihre Vorfahren  aus deutschen Gebieten . Sie haben sich durch viel harter Arbeit einen gewissen Wohlstand aufgebaut. Trotzdem ist das Leben dort arbeitsreich und  hart. Der Sommer schön , die Winter sehr lang und kalt. 

 

Nach der Revolution entsteht in Russland ein kommunistischen Staat,  dem die  ,, wohlhabenden " Deutschen ein Dorn im  Auge sind. Die Steuern und Abgaben werden immer höher,  die Eintreiber immer brutaler, bis ihnen nichts mehr als das Dach über dem Kopf bleibt.  Zudem wird eine schlechte Ernte nach der nächsten schlecht,  Dürre  ohne Regen . Der Holodomor , die Hungersnot, rafft das Vieh und viele Menschen dahin. Die Repressalien werden immer schlimmer,  die deutsche Sprache,  Religion und Tradition wie Weihnachten oder Ostern werden verboten. Wer sich wehrt , wird verhaftet und kommt meist nicht zurück oder wird direkt hingerichtet.  Auch ein Verlassen des Ortes ist nicht möglich,  alle Menschen müssen für den Staat im den Kolchosen arbeiten,  unter schlimmsten Bedingungen.  Was ist nur aus dem einst so herrlichen Ort geworden ? Der Vater wird für Widerstand angeschossen , der Bruder verhaftet.  Auch wenn es ein schweres Leben war, hat die Familie zusammen gehalten und sich gegenseitig gestützt.  Heimlich wurden Fische gefangen,  um endlich einmal einigermaßen satt zu werden. 

 

Die 3 Teile ,, Sibirische Heimat" , ,, Kalt wie der Wind" und ,, Asche und Staub  ",  ließen mich emotionsgeladen das Leben  Olgas von  1924 bis 1935 verfolgen.  So wurde aus dem Kind eine erwachsene  Frau, die viel Leid ertragen musste. 

 

Die Autorin Viktoria Bolle hat mich mit ihren  bildgewaltigen und lebendigen Beschreibungen in den Ort in  Sibirien versetzt . Vor meinen Augen entstanden Bilder der Gebäude,  der Felder und der Umgebung.  Wie schön muß es dort im Sommer ausgesehen haben, ich hatte zuvor keine Vorstellung von dort. Der Schreibstil ist gut zu lesen, die Geschichte hat mich besonders ab dem zweiten Teil absolut gefesselt.  Mit Spannung habe ich die Veränderungen im Ort verfolgt,  immer mit der Sorge, was Olga und ihrer Familie wohl als nächstes widerfährt.  Die Lebensbedingungen der deutschstämmigen Bewohner , das Verhalten der regierungstreuen Kommunisten wurde so authentisch und realistisch dargestellt,  daß ich die Ängste der Menschen direkt spüren konnte. Olgas Geschichte hat mich sehr berührt und das Verhalten anderer Menschen hat mich fassungslos gemacht. 

 

Viktoria Bolle hat mit diesem Buch ein wichtiges und absolut authentisches Zeugnis  vom Leben  ihrer Familie und vieler anderer in  Sibirien geschaffen.  Es wird noch einen zweiten Band geben, auf den ich mich freue, um das Leben von Olga  weiter zu verfolgen.  

 

Im Nachwort gibt Viktoria Bolle  Einblick auf ihre Nachforschungen.  Außerdem befinden sich im Anhang drei Rezep der Familie, sowie ein Glossar mit verwendeten Wörtern der Sibiriendeutschen und ihre Bedeutung.  

 

Sehr gerne empfehle ich dieses hervorragende Zeitzeugnis allen historisch Interessierten , die Einblick in eine bewegende Lebensgeschichte mögen.