Rezension

Sehr brisant

Das laute Schweigen des Max Grund -

Das laute Schweigen des Max Grund
von Ralf M. Ruthardt

Bewertet mit 5 Sternen

„...Warum werden die seltenen Erden für dieses Smartphone unter unmenschlichen Bedingungen von jungen Leuten im Kongo aus dem Boden gekratzt?...“

 

Diese Frage stellt Max Grund, ein Bürger wie du und ich, in einem Elektronikmarkt der Verkäuferin. Die ist überfordert. Max geht ohne Smartphone aus dem Laden.

Der Autor hat einen etwas anderen Roman geschrieben. Einerseits darf ich als Leser an Max` Familienleben teilnehmen und ihn im Beruf begleiten, andererseits lädt das Buch zum Mitdenken ein. Max analysiert, wo er geht und steht, die momentanen Zustände in Deutschland.

Max vermisst die offenen Diskussionen. Von Presse und Fernsehen fühlt er sich belehrt, nicht informiert. Es werden Meinungen transportiert statt Fakten. Max bringt es auf den Punkt:

 

„...Bleiben Sie bei den Fakten und lassen Sie die Vielfalt der Argumente, die Vielfalt von Erfahrungen zu Wort kommen. Als Bürger möchte ich meine Meinung selbst bilden und mich nicht belehren lassen...“

 

Er erinnert sich noch an Journalisten, bei denen das anders war. Namen wie Peter Scholl-Latour oder die Streitgespräche von Hauser und Kienzle fallen ihm dabei ein.

Immer wieder kommen auch Zitate von ehemaligen Politikern, so von Carl Friedrich von Weizsäcker.

 

„...Das demokratische System, zu dem unser Staat sich bekennt, beruht auf der Überzeugung, dass man Menschen die Wahrheit sagen kann...“

 

Doch Max blickt auch über den Tellerrand. Warum wollen wir unser Wertesystem der ganzen Welt überstülpen? Was oder wer gibt uns das Recht dazu?

 

„...Es braucht Moral im eigenen Haus – und solange wir diese Moral in Deutschland so sehr vermissen lassen, sollten wir anderswo einfach den Mund halten...“

 

Recht hat er! Max arbeitet in der Industrie. Er sieht, wie die wertschöpfenden Berufe in Deutschland nach und nach abnehmen. Er hat gedanklich viele Vorschläge, was sich wie ändern müsste. Am meisten stört ihn das Schubladendenken. Einst war Deutschland für seinen Fleiß und sein Gewissenhaftigkeit in der Industrie weltweit geachtet. Momentan sieht es Max so:

 

„...Die Welt wird die aktuelle deutsche Politik nicht nachahmen. Warum denn auch? Wir machen Harakiri mit Anlauf...“

 

Inhaltlich gäbe es noch viel zu erwähnen. Der meist sachliche Sprachstil lässt Raum für eigene Gedanken. Nicht in jedem Punkt muss man mit Max einer Meinung sein. Erstaunlich realistisch fand ich übrigens seine Blick auf die Entwicklung in den östlichen Bundesländern nach der Wende. Auch hier legte er gekonnt die Finger in die Wunde.

Doch dann denkt Max laut, will heißen, er veröffentlicht einen Teil seiner Meinungen in den sozialen Medien. Das war der Anfang vom Ende. Die Reaktionen haben ihn in jeder Beziehung überrascht.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es erlaubt einen vielfältigen kritischen Blick auf das Heute und Jetzt.