Rezension

Sehr informativ

Die Bergpredigt aus jüdischer Sicht - Anatoli Uschomirski

Die Bergpredigt aus jüdischer Sicht
von Anatoli Uschomirski

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ich empfinde es als Privileg, die jüdische Auslegung zun Neuen Testament kennenzulernen, ohne dass ich dadurch die christliche abwerten will...“

 

Anatoli Uschorminski wuchs in der Ukraine auf und kam 1992 nach Deutschland. Er kam als Jude zum Glauben an Jesus.

Das Eingangszitat stammt aus seinem Vorwort. In einer Einführung beschäftigt er sich mit dem Matthäus – Evangelium. Dabei zeigt er Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen Jesus und Moses auf.

Im ersten Kapitel analysiert er die Seligpreisungen und drei Gleichnisse. Da ich die Texte aus christlicher Sicht kenne, musste ich mich nur auf die andere Betrachtungsweise einlassen. Dabei stieß ich auf manch Bekanntes, aber auch völlig neue Gedanken. Ich denke, einen passenden Einblick gibt das folgende Zitat:

 

„...Wenn wir meinen, dass wir geistlich reich sind, denken wir, wir müssten nichts mehr lernen. Wir haben doch schon alles! Um zu lernen, müssen wir einen Mangel empfinden und begreifen, dass uns etwas fehlt...“

 

Der Aufbau ist stets ähnlich. Zuerst nennt der Autor die Seligpreisung. Dann analysiert er sie, wobei er einzelne Worte in den hebräischen Kontext stellt. Vielfältige Bibelzitate begleiten seine Ausführungen. Häufig greift er auf Zitate aus dem Alten Testament zurück und zeigt damit, wo die Wurzeln für Jesu Ausführungen liegen.

Aufgelockert wird das ganze durch jüdische Texte und Anekdoten. Dadurch wird der unterschiedliche Denkansatz deutlich:

 

„...Nach dem Reformator [Anmerkung: Luther] ist Gerechtigkeit, wenn jeder bekommt, was er verdient...“

 

Aus jüdischer Sicht ist Gerechtigkeit eine Frage der Beziehung. An einem konkretem biblischen Beispiel wird das dann erklärt.

Der Gerechtigkeit widmet sich speziell Teil II. Hier werden These und Antithese gegenübergestellt.Dabei stellt der Autor ab und an spannende Fragen:

 

„...Die Zehn Gebote bilden die Basis für das Grundgesetz in allen zivilisierten Staaten. Doch warum sind kaputte Beziehungen dann eines der größten Probleme in der modernen Gesellschaft? Warum hassen und verachten die Menschen einander?…“

 

Der Autor gibt eine Antwort. Die werde ich aber nicht zitieren. Ich überlasse es dem zukünftigen Leser, sie zu finden.

Im dritten Abschnitt wendet sich der Autor dem wichtigsten Gebet der Christenheit zu, dem Vaterunser. Der Schwerpunkt der Ausführungen liegt auf Aufrichtigkeit und Hingabe. Die jüdische Religion definiert den Menschen als Partner Gottes. Mit Jesu begann etwas Neues.

 

„...Mit dem Kommen des Messias breitet sich das Reich Gottes in der Welt aus. Der Messias ist der Punkt, wo sich Himmel und Erde berühren!...“

 

Viele der Bitten des Vaterunser finden sich schon im Alten Testament.

Worterklärungen und ein Anhang ergänzen das Buch.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich werde es sicher öfter lesen, um noch die eine oder andere Feinheit zu entdecken.