Rezension

Sehr lehrreich

Das Geheimnis des roten Mantels - Sabine Wierlemann

Das Geheimnis des roten Mantels
von Sabine Wierlemann

Meine Erwartungen:
Eigentlich hatte ich einen eher ‚kindgerechten’ Zeitreiseroman erwartet, der jedoch vom Stil her dem regulärem Zeitreiseroman für Erwachsene entspricht.

Der Inhalt:
Mathilda und Felix, elfjährige Zwillinge in der Gegenwart, berühren zwei historische Gegenstände und landen im alten Rom beziehungsweise in Germanien. Dort erleben sie die Antike hautnah.

Meine Meinung:
Wer wie ich eher unbelastet an dieses Buch geht, ist wohl eher irritiert. Denn hier geht es weniger darum, eine Geschichte zu erzählen, sondern vielmehr um ‚Erlebnis Geschichte’. Sabine Wierlemann hat definitiv keinen Unterhaltungsroman geschrieben, was an vielen Stellen deutlich wird, sondern ein Buch, das junge Menschen an Geschichte heranführen soll, indem eben nicht Jahreszahlen auswendig gelernt werden, sondern Geschichte erfahrbar wird. So ist dieses Buch unaufdringlich vollgepackt mit dem ganz normalen Leben in der Antike, sei es nun die Sklavenhaltung oder etwa das, was man heute wohl als Kinderehe bezeichnen würde. Die kursiv gedruckten Wörter werden im Glossar wunderbar erklärt.
Dass dieses Buch als Schullektüre mit Begleitmaterial angeboten wird, macht diese Intention sehr deutlich. Und in diesem Punkt hat mich ‚Das Geheimnis des roten Mantels’ absolut überzeugt. Ich finde es sehr wichtig, Geschichtsunterricht plastisch zu machen, das Leben der Menschen ‚damals’ (egal, welche Epoche) zu schildern und eben nicht nur stumpf über Herrscher und Kriege zu dozieren. Denn wie soll man verstehen, warum manches geschah, wenn man nicht weiß, wie man dachte? Ich denke, dieses Buch leistet dabei einen wichtigen Beitrag, wenn die Kinder bei der Lektüre nicht allein gelassen werden.
Auch gefielen mir die relativ kurzen Kapitel, die sicherlich in einer Schulstunde gut gelesen und ausführlich bearbeitet werden können. Der Wechsel zwischen Mathildas und Felix’ Geschichte erhöht den Reiz, weiter zu lesen.

Was mich als Erwachsene gestört hat war die mangelnde Reflektion der geschilderten Ereignisse (hier sind halt die Lehrer und das Begleitmaterial gefragt – beides stand mir nicht zur Verfügung) und diese doch eher rosarote Sichtweise und Handlung. Doch da kommt mir halt mein älterer ‚Verstand’ in die Quere. Auch finde ich die Ausdrucksweise oft gestelzt und wenig flüssig.

Grundsätzlich finde ich die Idee, Kinder durch ‚Zeitreiseromane’ neugierig auf Geschichte zu machen, sehr gut. Und irgendetwas an der Aufmachung lässt mich auf weitere Bände hoffen.

Fazit?
Eine wunderbare Grundidee, eine mit Begleitung sinnvolle Lektüre, die junge Menschen für Geschichte begeistern kann.