Rezension

sehr lesenswerter Roman

Der Duft des Waldes - Hélène Gestern

Der Duft des Waldes
von Hélène Gestern

Die Autorin Helene Gestern entwickelt auf kunstvolle Weise einen Roman über die Kraft der Erinnerung.

Hauptprotagonistin Elisabeth erbt ein verwunschenes Haus mitten in Frankreich von der fast 90-jährigen Alix. Danach endet sich das Leben der Historikerin Elisabeth abrupt. Sie stößt auf spannende Briefgeheimnisse, die sie professionell entschlüsselt. Die Männerfreundschaft zwischen Alban Willecot und Anatole Massis Anfang des letzten Jahrhunderts ist aber das Herzstück des Romans.
Basierend auf den Briefen, die Alban von der Front des Ersten Weltkrieges an Anatole verfasst, kreiert Helene Gestern eine ungewöhnlich spannende Handlung. Diese setzt sich mosaikhaft zusammen. Das Zeitfenster erstreckt sich aus der Zeit von 1914 bis in die 50er Jahre. Je mehr Elisabeth die Geschichte erforscht, desto mehr gewinnt auch der Leser den Überblick. Es gelingt Gestern vor allem durch die Briefform, eine starke Spannungskurve zu zeichnen.

Die Autorin bindet zwei schöne ungewöhnliche Liebesgeschichten in ihren Antikriegsroman kunstvoll mit ein. Die Tristesse des ersten Weltkrieges wird im Zuge der Fronterlebnisse einprägsam geschildert. Sehr lesenswert sind ferner die Beschreibungen der französischen Landschaft. Sensibel fühlt sich die Autorin auch in das Single-Dasein mit seinen einsamen Facetten ein und schreibt vom Umgang mit Depression, Verlust und Trauer. Ein toller Schmöker, um an genussvollen Urlaubstagen oder einem stressfreien Wochenende komplett abzutauchen. Frauke Heiderhoff