Rezension

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Sehr schönes Buch, erfüllt jedoch nicht ganz die Erwartungen

Die Seelen der Indianer - Nina Hutzfeldt

Die Seelen der Indianer
von Nina Hutzfeldt

Bewertet mit 3.5 Sternen

~~Inhalt:

Jordan ist überglücklich als sie mit ihren Adoptiveltern in die USA auswandert. Dort beginnt sie eine Affäre mit einem älteren Mann und wird zum ersten Mal mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Ein Erbermittler taucht auf und Jordan beginnt Nachforschungen zu ihren Vorfahren anzustellen. 1968 Die junge Sasha geht mit ihrer besten Freundin Rachel verbotenerweise im See schwimmen, als sie auf einen Indianer treffen. Tage später kann Sasha an nichts anderes mehr denken und versucht ihn wiederzusehen. Dabei begibt sie sich in eine fremde Welt. Zwischen Krieg und Liebe!

Meine Meinung:

Erst mal will ich etwas zu allgemeineren Dingen sagen: Das Cover fand ich ganz okay, es war jetzt nicht wahnsinnig auffällig oder wunderschön, aber auch nicht schlecht. Also ein schlichtes, aber dennoch schönes Cover. Den Schreibstil fand ich super, ich habe alles verstanden und das Buch schön in einem Rutsch durchlesen können.  Es war alles klar und lesbar geschrieben, schön ausgeschmückt und detailreich. Sehr gut gefallen haben mir auch die oft eher kurzen Sätze, die einfach super zum Schreibstil gepasst haben und dadurch das Buch sehr schön gemacht haben. Das Buch hatte mit seinen 226 Seiten 50 Kapitel, was ich schon eine recht große, vielleicht leicht übertriebene Zahl finde, aber dennoch waren die kurzen Kapitel sehr passend und haben der Geschichte die Möglichkeit gegeben, individuell zwischen den zwei Erzählsträngen zu wechseln. Da es sich hier um ein ebook handelt, und ich in Sachen  ebooks noch keine wahnsinnig große Erfahrung habe hatte ich erst ein paar Bedenken, da ich bei den ebooks, die ich bisher gelesen habe die Schrift immer etwas unpassend fand (und leider hat es nicht funktioniert, sie zu ändern), jedoch haben sich diese Bedenken im Endeffekt als völlig unbegründet erwiesen. Die Schrift, die von Anfang an da war (ich muss gestehen, dass ich gar nicht erst versucht habe, sie zu ändern) hat mir super gefallen, da sie sehr scharf, dunkel und gut zu lesen ist.  Soviel erst mal dazu, ich will jetzt ja nicht zu viel schreiben ;)

Am Anfang der Geschichte lernt man Jordan kennen, bei der Familie Vogel wohnt, jedoch nicht deren Tochter ist. Dass sie ihre richtigen Eltern nie getroffen hatte, geschweige denn irgendetwas über sie wusste, schien ihr zumindest damals noch nicht viel auszumachen. Jordan war mir anfangs sehr sympathisch, dies änderte sich dann aber schlagartig. Die Familie wandert überraschend nach Amerika aus wo Jordan erfährt, dass sie ein Haus und gleichzeitig einen sehr geheimnisvollen Stammbaum geerbt hat. Vorher begegnet die Familie allerdings dem frisch getrennten John Carter begegnet, in den sich die noch recht junge Jordan spontan verliebt. Ich fand diese Stellen nicht unbedingt passend zur Geschichte, vor allem weil es schon ziemlich "heiß" zuging zwischen den beiden und um Verhütung hat sich erst mal keiner gekümmert. Das fand ich etwas unglaubwürdig, da ich Jordan als schüchternes Mädchen kennengelernt hatte, das dann urplötzlich von selbst einen Mann zu ungeschütztem Sex überredet. Und John Carter war für mich von Anfang an ein kompletter Vollidiot, der sich überhaupt nicht um Jordans Wohl sorgte, sondern sie schamlos ausnutzte, aber auch Jordan hat sich mit diesem Verhalten sicher nicht in die Leserherzen hineingezaubert. Ich finde, dass John überhaupt nicht in diesem Buch vorkommen müsste, ohne ihn wäre es genauso gut, wenn nicht noch viel besser und auch Jordan wäre bei mir sicher besser angekommen.

Etwas später lernen wir Sasha kennen, ein ebenso junges Mädchen, dass in einem kleinen Dorf wohnt, welches Indianer total verachtet. Sasha ist eine heranwachsende Frau, die sich nichts aus Verboten macht und sich von keinem etwas sagen lässt. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzten und habe ihren Drang, verbotenes zu tun vollkommen nachvollziehen und verstehen können. Ich fand sie von Anfang an viel sympathischer als Jordan. Sie reitet in den verbotenen Wald, wo sie einen jungen Indianer ein wunderschönes Lied speilen hört, stürzt vom Pferd und findet sich bald in der Siedlung der Cheyenne-Indianer wieder, die sich als nett und gastfreundlich erweisen, ganz im Gegensatz zu der Meinung ihrer Familie. Sasha verliebt sich ebenfalls, nämlich in den jungen Indianer, der sie mit seinem Lied verzaubert hat, doch als sie von ihren Eltern zu einer Hochzeit gezwungen wird, schmiedet sie einen Plan, der nicht ohne Folgen bleiben wird.

Sieht man einmal von John Carter ab, handelt es sich hier um ein wunderschönes Buch, das gleichzeitig von zwei jungen Mädchen erzählt, die sich in einigen Dingen sehr ähnlich sind, und ihre Mitmenschen und mich als Leserin immer wieder überraschen konnten.  Ich fand es schön, wie die beiden erzählstränge sich abgewechselt haben und oft ungefähr so zusammengesetzt waren, dass den jungen Frauen fast zeitgleich sehr interessante Dinge passierten. Das Buch enthält viele spannende Wendungen und sehr viele Überraschungen mit denen ich überhaupt nicht gerechnet hätte. Das Ende hat mir besonders gut gefallen, da es sehr detailliert erzählt ist und die Charaktere trotz der teilweise schlimmen Vorgeschichte in ein schönes Leben entlässt und somit für alle Beteiligten gut ausgeht, Was will man mehr von einem schönen Roman?

Eine klare Leseempfehlung, die vermutlich nicht jedem an allen Stellen gefallen wird, aber trotzdem überwiegen die positiven Seiten an der Geschichte, die das Buch zu einem schönen Leseerlebnis machen, das man auf keinen Fall verpassen sollte, weshalb das Buch von mit 4 Sterne bekommt!