Rezension

Sehr schönes Hörbuch! Was fürs Herz!

Ein Mann namens Ove (Hörbestseller) - Fredrik Backman

Ein Mann namens Ove (Hörbestseller)
von Fredrik Backman

Bewertet mit 5 Sternen

Gestaltung

Der Roman wird von Heikko Deutschmann gelesen. Und es hätte absolut keine bessere Besetzung für Ove geben können. Heikko Deutschmann bringt eine tiefe Stimme mit, die darauf schließen lässt, dass er selbst auch etwas älter ist. Anhand seiner Interpretation wird deutlich, dass er Ove als Charakter verstanden hat. Ove meint nämlich nicht immer das, was er sagt. Es erfordert genaues Zuhören um zu verstehen, was Ove wirklich möchte. Und so braucht es einen Sprecher, der gut betont und so dafür sorgt, dass dem Hörer die wesentlichen Informationen zugespielt werden. Und das hat Heikko Deutschmann geschafft. Ich hatte schnell ein inneres Bild von Ove vor Augen.

Zudem lässt er auch die anderen Charaktere, wie beispielsweise langjährige Nachbarn oder die junge Familie lebendig werden.

 

Inhalt 

Die Geschichte beginnt scheinbar banal. Ove möchte einen Computer kaufen. Und er weiß verdammt nochmal genau, wie ein Computer aussieht. Der ein oder andere mag vielleicht genervt mit den Augen rollen und sich fragen, ob das jetzt ein Roman wird, der ältere Menschen auf den Arm nimmt. Jedoch beginnt in diesem Laden eine wunderbare Geschichte.

 

In Ein Mann namens Ove spricht Fredrik Backman viele Themen an, die ältere Menschen beschäftigen. Einsamkeit und teils damit verbundene Depression, Demenz, die Frage, wie der Ruhestand richtig genutzt werden kann und natürlich das schwierige Thema Pflegeheim bekommen hier Raum. Außerdem lernen wir verschiedene Generationen kennen. Ove, der noch viel von Handwerk versteht, muss dem ein oder anderen jungen Mann in der Geschichte erst einmal wichtige Grundlagen vermitteln. Außerdem versteift sich Ove sehr auf Regeln und Ordnung und gerät hier mit einigen Nachbarn ziemlich aneinander.

 

Ove ist im Grunde ein Stereotyp. Viele von euch werden wahrscheinlich feststellen, dass auch sie einen griesgrämigen, vielleicht auch nervigen, Ove in der Nachbarschaft sitzen haben. Fredrik Backman versucht zu beleuchten, was Ove zu dem Menschen gemacht hat, der er in der Geschichte ist. Zudem macht er auf Widersprüche aufmerksam und sorgt dafür, dass sich Ove nach und nach für die Menschen um sich herum öffnet.

Leider ist es nun so, dass die wenigsten Menschen im realen Leben Zeit und Lust haben, sich mit der Sprache eines Oves auseinanderzusetzen.

 

Wir lernen zudem auch etwas über das schwedische Gesundheitssystem. Ein Nachbar von Ove soll ins Pflegeheim. Das wurde aber nicht etwa von den Angehörigen beschlossen, sondern von dem Sozialamt so angeordnet. In Deutschland ist es ziemlich schwierig einen Platz im Pflegeheim zu bekommen. Bei Ein Mann namens Ove scheint das kein Problem zu sein. Jedoch ist der bevorstehende Einzug keinesfalls mit einer Entlastung verbunden, sondern zeigt eher, wie sich die Ämter über die Bedürfnisse der Menschen hinwegsetzen.

 

Spannung 

Der Spannungsbogen ist sehr gut aufgebaut. Fredrik Backman erzählt Oves Geschichte subtil, verrät aber einiges über seinen Protagonisten. Zudem hat der Autor zum Schluss eine Wendung eingebaut, die mich kurz ziemlich durcheinander gebracht hat. Das Tolle war, dass ich mit dieser Stelle absolut nicht gerechnet habe.

 

Schreibstil 

Fredrik Backman verpasst Ein Mann namens Ove einen allwissenden Erzähler. Der Großteil der Geschichte wird aus Oves Sicht erzählt. Hin und wieder lernen wir aber auch andere Blickwinkel kennen. Außerdem enthält Fredrik Backmans Schreibstil viele Gespräche in indirekter Rede. Diesen Erzählstil lese ich hin und wieder richtig gern. Durch die indirekte Rede wird deutlich, wie viel zwischen den Zeilen abläuft.

Nach und nach lernen wir Oves Sprache kennen und so kam es, dass ich bei einigen Dialogen schmunzeln musste, weil ich wusste, warum Ove manche Dinge fragt bzw. diese Fragen für ihn relevant erscheinen, während sie bei seinem Gegenüber für Irritation sorgen.

 

Gesamteindruck 

Ich hätte absolut nicht damit gerechnet, dass mich die Geschichte um Ove so packen könnte. Ich fand es toll in seine Welt eintauchen zu können und miterleben zu dürfen, wie er Stück für Stück eine Beziehung zu Mensch und Tier aufbaut. Zusammenfassend kann ich sagen: Wer etwas über das Leben lernen möchte, sollte Ove unbedingt einen Platz im Bücherregal freiräumen.