Rezension

Sehr, sehr schön!

Im Land des Regengottes - Gina Mayer

Im Land des Regengottes
von Gina Mayer

Henrietta ist eine junge Frau, die mit ihrer verwitweten Mutter in Wuppertal lebt. Henrittas großer Traum ist es, Lehrerin zu werden. Ihr Vater hat einst ein wenig Geld für sie und ihre Ausbildung zurückgelegt, doch Henrietta muss feststellen, dass das Geld nicht mehr da ist. Ihre Mutter benötigte das Geld, um sie beide durchzubringen. Die Mutter lebt von Näharbeiten. Flickarbeiten, die sie für andere Leute durchführt. Anstatt Lehrerin zu werden, soll Henriette nun als Dienstmädchen arbeiten. Um dieser ungeliebten Tätigkeit zu entkommen, greift Henriette zu einer kleinen List. Ihre Mutter nimmt den Heiratsantrag des Missionars Freudenreich an. Ein Mann, den sie nie zuvor gesehen hat. Freudenreich lebt in Deutsch-Südwest, dem heutigen Namibia. Henriette und ihre Mutter lassen alles hinter sich. Henriette denkt, dass nun das große Abenteuer beginnt, doch sie wird schnell eines Besseren belehrt. Das Land ist karg und staubig. Überall herrscht große Armut und in der Missionarsstation muss Henriette Dienstmädchenarbeiten übernehmen. Nichts ist besser als im fernen Wuppertal. Ganz im Gegenteil. Als dann auch noch ihre Mutter plötzlich an Tuberkulose stirbt, ist Henriette am Boden zerstört. Was soll nun aus ihr werden? Herr Freudenreich hasst sie. Sie muss fort. Henriette sieht nur einen einzigen Ausweg. Die Flucht ins Kapland, hin zu einer anderen Missionarsfamilie, die sie auf dem Schiff kennengelernt hat. Petrus, ein Treiber von der Station in Bethanien, hilft ihr dabei. Während der beschwerlichen Wanderung müssen sie allerhand Abenteuer bestehen. Sie sind zu Fuß unterwegs, müssen jeden Tag aufs Neue Wasser und Essbares finden. Und dann verliebt sich Henriette in Petrus. Hat diese Liebe überhaupt eine Chance? Petrus, ein junger Mann vom Stamme der Nama, wird von den Weißen jedoch - wie alle schwarzen Einwohner - wie Dreck, wie Vieh behandelt. Schwarze, Neger sind minderwertig. Man nennt sie auch Kaffer und Hottentotten. Man nimmt ihnen ihr Land, ihre Lebensgrundlagen. 

"Im Land des Regengottes" ist ein wunderschön geschriebener Roman. Gina Mayer versteht es mal wieder, den Leser mitzunehmen in eine andere Zeit, in eine andere Welt. Dieser Roman ist auch ein Stück Zeitgeschichte. Die Gedanken, die Meinungen der Menschen damals gegenüber der afrikanischen Bevölkerung. So war die Zeit eben. Und dann die Beschreibungen der Landschaften. Ich konnte förmlich die Hitze spüren, die Dornenbüsche sehen. Gina Mayers intensive, bildhafte Sprache hat mich wieder einmal von der ersten bis zur letzten Seite gefangen genommen. Ich konnte das Buch nicht beiseite legen.