Rezension

sehr spannend und anders

Zweisiedler
von Patricia Holland Moritz

Bewertet mit 5 Sternen

Der etwas andere Krimi

== Zweisiedler ==

Autorin: Patricia Holland Moritz

== Buchrückentext: ==

Edna lebt zurück gezogen in einem alten Landhaus im Süden von Paris und teilt die Einsamkeit mit ihrem Nachbarn, einem geheimnisvollen, kauzigen Mann namens Thierry. Eines Tages steht Paul, ein zwölfjähriger Junge unvermittelt in ihrem Garten und lässt nicht mehr von ihr ab. Er behauptet, in Edna seine Mutter gefunden zu haben und verbreitet das Gerücht unter den Leuten im Dorf, wo er sich als Dieb herumtreibt. Edna weiß sich kaum noch zu helfen. In ihrem schwierigen Nachbarn findet sie keinen Vertrauten, zumal ihr Haus und auch das von Thierry vom Abriss bedroht sind, da in der Einöde ein Freizeitpark geplant ist. Die Dinge scheinen sich zum Guten zu wenden, als sich Edna in Philipe verliebt, einen der Architekten des Freizeitparks. Doch schon bald wird diese Hoffnung durch Philipes spurloses Verschwinden jäh zerstört. Hat Paul etwas damit zu tun? Hat Thierry die Hände im Spiel? Bei ihren Nachforschungen stößt Edna auf ein dunkles Geheimnis, das den Thierry auf schicksalshafte Weise mit den Bewohnern unten im Dorf zu verbindet. Ihr bleibt nicht viel Zeit, den Dingen nachzugehen, denn Thierry verfolgt einen unheimlichen Plan.

== Leseeindrücke: ==

Der Buchtitel "Zweisiedler" beschreibt zwei Einsiedler, die gemeinsam eben zu den Zweisiedlern werden. Zu Beginn des Romans, den ich in die Kategorie Kriminalroman einordnen würde, lernen wir die junge Frau Edna kennen, die in der Hausruine des verstorbenen Großvaters am Rande des französischen Dörfchens Pesiotte ihr Leben im Einsiedlerdasein fristet und dabei nicht ganz unglücklich scheint. Ihr angrenzender Grundstücksnachbar ist der 75-jährige Monsieur Thierry Colin, der ebenfalls solch ein Einsiedlerdasein führt. Beide kennen sich eher flüchtig und obwohl Edna sich von Thierrys Gegenwart berührt fühlt und oft in Gedanken bei ihm ist, pflegen sie kaum Kontakt. Ihr einziger wirklicher Kontakt ist der Barbesitzer Gilles.

Mitten in ihrer Ruhe bekommt sie (und Thierry ebenso) eine Einladung des Bürgermeister Monsieur Déramaux, der sie und Thierry einbestellt hat, um gemeinsam mit den zwei Einsiedlern und seinen beiden Architekten sein Vorhaben zu verkünden. Einer der beiden Architekten ist Philipe Carpe, Ednas erste Jugendliebe, den sie sofort erkennt. Der Bürgermeister stellt  Edna und den nicht anwesenden Thierry vor vollendete Tatsachen. Ihre Behausung soll weichen, damit "ein Ort  für die Freizeitlaunen der Stadtbevölkerung" geschaffen werden kann. Man setzt ihr eine Frist von 6 Monaten, den Umzug vollzogen zu haben. Für Edna bricht ihre Einsiedlerwelt zusammen! Parallel zu diesen Geschehnissen taucht plötzlich der 12-jährige Paul bei Edna auf, der vorgibt ihr Sohn zu sein und Ednas Einsiedlertum gerät immer mehr ins Wanken. Als dann auch noch der Architekt Philipe Carpe nach einem Besuch bei ihr spurlos verschwindet und sie gerät unter Verdacht.

Was hat Edna mit Carpes Verschwinden zu tun? Welche Rolle spielen Thierry und der Junge Paul bei diesen Geschehnissen? Kann ihr guter Freund Gilles sie trösten? Können Edna und Thierry ihre Behausungen vor dem Abriss retten? Wird Carpe jemals wieder auftauchen? Das alles verrate ich euch natürlich nicht, denn das solltet ihr selbst lesen!

Von Beginn des Lesens an, war ich nicht nur in der Handlung mittendrin, da die Charaktere sehr detailliert und charakteristisch genau beschrieben wurden, sondern habe mich sofort zu Edna und ihrem Wesen hingezogen gefühlt. Nachdem wir mit den Protagonisten und den Schauplätzen bestens vertraut wurden, beginnt die Handlung an Fahrt aufzunehmen und fesselt einem und ließ mich nicht mehr los. Bis zum Schluss steigert sich dieser Roman in seiner Spannung, offenbart ein Geheimnis und eine Überraschung nach dem anderen und am Ende war ich völlig erstaunt, wie die Handlung so ausgehen kann, ohne dass man an dem zweifelt, was da passiert sein könnte.

Die Schreibweise ist sehr gut verständlich und kann schlüssig nachvollzogen werden. Was mich ein klein wenig gestört hat, das ist, dass dieses Buch keine Kapitelunterteilung aufweist. Gerne lese ich von Abschnitt zu Abschnitt, hier - so ganz ohne Kapitel - habe ich schwer einen Punkt gefunden, an dem ich für den jeweiligen Lesemoment enden konnte. Alle 208 Seiten sind quasi ein einziges Kapitel, aber da man diese Lektüre eh und je nicht mehr - einmal begonnen - aus der Hand legen mag, sind die fehlenden Kapitelabschnitte so tragisch nun auch wieder nicht.

Ich habe diesen Roman sehr genossen und mich spannend unterhalten gefühlt und vergeben sehr gerne 5 von 5 Sternen!

by esposa1969