Rezension

Sehr spannender Krimi mit interessanter Rahmenhandlung

Das Hohelied des Todes - Faye Kellerman

Das Hohelied des Todes
von Faye Kellerman

Bewertet mit 4 Sternen

»Der Junge stand stocksteif da. Decker bemerkte, daß er glasige Augen hatte. … Vor ihnen lagen zwei verkohlte Skelette. Das eine war bis auf das halbe rechte Bein, das unter Laub und Erde begraben war, ganz zu sehen. Es reckte einen geschwärzten Armknochen samt Faust in die Höhe, als bäte es darum, daß man ihm auf die Beine half. Schädel und Brustbein wiesen Löcher in der Größe eines Silberdollars auf. Am Körper hingen noch vertrocknete, an der Luft verfärbte Hautfetzen.«

Eigentlich wollte sich Sergeant Pete Decker zusammen mit den beiden Söhnen seiner Freundin ein paar schöne gemeinsame Tage beim Campen gönnen. Der Fund zweier Leichen beendet den Urlaub, die beiden Kinder sind nach dem schlimmen Erlebnis traumatisiert und Decker darf sich sofort in die Mordermittlungen stürzen.

Das Obduktionsergebnis, wonach es sich bei den Ermordeten um zwei junge Mädchen handelt, macht die Arbeit für Pete, der selbst Vater einer sechzehnjährigen Tochter ist, nicht leichter. Zumal ihn seine Nachforschungen in die wirklich tiefsten menschlichen Abgründe führen werden…

 

Auch privat ist für ihn keine Entspannung angesagt, hat er sich doch in die strenggläubige Jüdin Rina Lazarus verliebt und bemüht sich, dem jüdischen Glauben näherzukommen und sich in die strengen Vorschriften der orthodoxen Gemeinde einzuleben. Ein schwieriges Unterfangen für einen Polizisten…

 

Ein wirklich fesselnder Krimi war das wieder! Die Thematik ist ganz schön heftig, Hintergrund und Umfeld der Tat grauslich-faszinierend. Es wird verzwickt, es wird spannend und bis zur stimmigen Auflösung kann der Leser mitermitteln.

Decker ist mir sympathisch, denn er ist ein vielschichtiger Charakter mit Stärken und Schwächen. Letztere kann ich bei seiner Partnerin Marge noch nicht entdecken, die ist eigentlich immer zuverlässig, klug, witzig… Nun ja, es ist erst der zweite Band der Reihe, vielleicht taucht später noch mal irgendeine Schwäche bei ihr auf.

Eine wichtige Rolle bei den Ermittlungen spielt übrigens auch eine Zahnärztin, die regelmäßig der Polizei bei der Identifizierung von Leichen hilft. Die Autorin weiß dabei, wovon sie schreibt, denn sie ist selber auch Zahnärztin.

 

Das private Umfeld Deckers in der jüdischen Gemeinde finde ich hochinteressant und ich stellte beim Lesen fest, wie wenig ich über den praktizierten jüdischen Glauben weiß. Eins wird klar: So zu leben, lernt man nicht nebenbei, das ist hochkompliziert, eine wirklich andere Welt. Schade fand ich, dass ein Glossar fehlte, obwohl wirklich sehr viele jüdische Begriffe benutzt und immer wieder hebräische Sätze und Floskeln eingeworfen werden. Natürlich kann man der Handlung auch folgen, wenn man nicht alles übersetzen kann, aber ich persönlich möchte beim Lesen alles verstehen und zwar möglichst, ohne ständig googeln zu müssen.

 

Die Reihe um Pete Decker hat wirklich viele Bände, ich bin gespannt, wie es weitergeht. Zumindest in diesen Band 2 könnte man einsteigen, ohne den Vorgänger zu kennen. Und auch, wenn man neugierig ist, ob es eine Zukunft für Pete und Rina geben wird, ist die Handlung ansonsten abgeschlossen und man muss nicht zwanghaft zum Folgeband greifen. Werde ich aber trotzdem tun ;-)

 

Fazit: Sehr spannender Krimi mit interessanter Rahmenhandlung. Hier lese ich gerne weiter.