Rezension

Sein oder nicht sein

Night Film - Marisha Pessl

Night Film
von Marisha Pessl

Bewertet mit 5 Sternen

Vor Jahren wollte der Journalist Scott McGrath eine Story über den Horrorfilm-Regisseur Stanislav Cordova schreiben. Doch damit zog er sich den Unmut des Regisseurs zu und McGraths Karriere erfuhr ein abruptes Ende. Als sich Jahre später die 24jährige Ashley Cordova in einem verlassenen Haus in einen Fahrstuhlschacht stürzt - nach Angaben der Polizei offensichtlich ein Selbstmord - ist McGarths Neugier geweckt. Er versucht den letzten Tagen der jungen Frau nachzuspüren. Dabei lernt er Hopper und Nora kennen, die flüchtig mit Ashley bekannt waren und die ihm nun bei seinen Nachforschungen beiseite stehen.

Das erste Buch der Autorin mochte ich sehr gerne und mit ihrem zweiten Roman hat sie sich viel Zeit gelassen. Was also war zu erwarten? Manchmal versuchen Schriftsteller nach einen wohlwollend aufgenommenen Erstling krampfhaft, den Erfolg zu wiederholen. Doch diesen Eindruck hatte ich hier nicht. Dieser Roman ist zwar auch eigen, doch auf völlig andere Art. Ich war von Anfang an gefesselt von dem Buch und begab mich mit McGrath, Hopper und Nora auf eine ungewöhnliche Suche nach Ashley und ihrem Leben. Dabei fühlte ich mich teilweise wie ein Detektiv, dürstend nach den neuesten Informationen, die das Bild vervollständigen würden. Teilweise schauderte mich die Vorstellung der mystischen Komponente, der dunklen Seite Cordovas, der dunklen Seite Ashleys. Teilweise folgte ich den logischen Erklärungen, um dann ebenso wie McGrath wieder verwirrt zu sein. Ein Wechselbad der Gefühle durchlebte ich beim Lesen dieses Buches, um das letzte Rätsel nur in meiner Phantasie zu lösen oder auch nicht. Ein Buch, unerwartet, mal düster, mal licht. Die Anlehnung an das Horror-Genre ist vielleicht nicht jedermanns Sache, doch mich hat die Autorin mit ihrem zweiten Buch gänzlich gefangen genommen.