Rezension

Selten hat mich ein Reihenabschluss dermaßen enttäuscht...

Goldstaub auf meiner Haut - Lena Klassen

Goldstaub auf meiner Haut
von Lena Klassen

Bewertet mit 2 Sternen

Warum wollte ich das Buch lesen?

Der erste und auch der zweite Band von Lena Klassens Fantasy-Reihe "Die Legenden der Unaschkin" haben mich wirklich überrascht, denn die vollkommen fremde und so plastisch beschriebene Dschungelwelt und die Liebe zwischen dem Menschenmädchen Meriande und dem Bestienkrieger Charal-Jar haben mich absolut in ihren Bann gezogen. Auf den dritten und damit letzten Teil der Reihe habe ich mich deswegen wahnsinnig gefreut. Ich konnte es kaum erwarten, zu erfahren, wie es mit Meriande und Charal-Jar weitergeht, nachdem Band 2 mich mit einem so fiesen Cliffhanger zurückgelassen hat.

 

Auf den Punkt gebracht: Das macht die Handlung aus

Wir sind zurück in Banesch und die Handlung von "Goldstaub auf meiner Hand" knüpft genau dort an, wo Band 2 endet. Nachdem Meriande in der Arena nur knapp dem Tod von der Schippe springen konnte, ist sie nun gezwungen, Ra, de König von Banesch, zu heiraten und obwohl sie sich mit jeder Faser ihres Körpers nach ihrem Geliebten Charal-Jar sehnt, nimmt sie ihr Schicksal beinahe klaglos an und lässt sich fast schon mit Vergnügen auf Ra ein. Nein, nicht fast, sondern komplett. Hier und da lassen Meriandes Gefühle zwar darauf schließen, dass sie in erster Linie plant, Ra um den Finger zu wickeln und ihn vielleicht irgendwie von seinem Plan, gegen ihr Heimatland Nordun in den Krieg zu ziehen, abzubringen - aber ernsthaft, wie schnell und bereitwillig Meriande sich ihrem (Zwangs-)Vermählten hingibt, ist schon erstaunlich bis unglaubwürdig. Ihre innere Zerrissenheit blitzt zwar dann und wann auf, tatsächlich aber ist gut die Hälfte des Buches nichts weiter als eine wirklich kitschige Liebesstory mit einem Hauch von Stockholm-Syndrom. Damit hat sich die Handlung der Trilogie in eine Richtung entwickelt, mit der ich so gar nichts anfangen konnte.

 

Wären da nicht die Episoden, in denen es um Charal-Jar und seinen Überlebenskampf in der Arena geht. Der Perspektivwechsel rettet "Goldstaub auf meiner Haut" gewissermaßen wirklich den Allerwertesten, denn Charal-Jars Schicksal, sein Überlebenswille und seine schiere Kraft haben mich ein Stück weit über Meriandes flatterhaftes und unerträglich naives Wesen hinweggetröstet. Die Kapitel, in denen Charal-Jar und die Unaschkin im Fokus stehen, sind spannend, faszinierend und wahnsinnig interessant. Stellenweise erzählt Lena Klassen die Handlung sogar parallel, was das Ganze dynamischer und packender macht. Nichtsdestotrotz wirkt der Plot gerade in der ersten Hälfte ziemlich zerhackstückelt und chaotisch, gegen Ende dann arg zusammengekürzt und zurechtgebogen. Wo mich Band 1 und 2 noch überrascht haben, fand ich die Handlung in Teil 3 über weite Strecken vorhersehbar und schnöde. Das hatte ich absolut nicht erwartet.

 

Dinge, die mich wirklich beeindruckt haben

Da gab es ehrlich gesagt nicht viele, einige neue Enthüllungen über das Volk der Unaschkin fand ich aber wirklich ziemlich spannend. Ansonsten hat es mich vor allem beeindruckt, wie langweilig ich den Abschluss der Trilogie fand, wo mich die ersten beiden Bände doch so gefesselt haben.

 

Die Figuren...

...haben das Ruder leider auch nicht meht herumreißen können. Ich hatte mir nach dem Lesen von Band 2 ja gewünscht, dass sich Meriandes Charakter in Teil 3 weiterentwickelt, dass sie stärker und ihrem Ruf mehr gerecht wird. Pustekuchen. Meriande hat mich hier nur noch genervt und ich habe angesichts ihrer wahnsinnigen Naivität oft mit den Augen gerollt. Zum gefühlt tausendsten Mal wird sie das Opfer von Intrigen, lässt sich immer noch nach Strich und Faden verarschen (und das von Figuren, denen sie schon mehrmals auf den Leim gegangen ist) und wundert sich dann, wie das schon wieder passieren konnte. Einfach nur nervig und ätzend. Dafür aber macht Charal-Jar in Band 3 eine unheimlich spannende Entwicklung durch - man lernt Seiten an ihm kennen, die einem bisher verborgen geblieben sind und verliebt sich so noch ein bisschen mehr in den starken Bestienkrieger. Die anderen Charaktere muss man eigentlich kaum erwähnen, denn von ihnen sieht man sehr wenig. Und wenn, dann sind sie Klischee pur: Angefangen bei Ra, dem verweichlichten König, der in echt gar nicht so böse ist, wie man glauben könnte, bis hin zu seinem ewig eifersüchtigen Bruder, dessen Mimimi man gar nichts ernst nehmen würde, wäre er nicht das personifizierte Böse (und damit ich meine ich das Superlativ-kleine-Kinder-fressende-Böse).

 

3 Gefühle, die ich während des Lesens hatte

Resignation - irgendwann hatte ich die Hoffnung aufgegeben, dass sich die Handlung noch in eine Richtung entwickeln könnte, die ich unvorhersehbar und spannend gefunden hätte

Faszination - wie kann ein so starkes und toughes Mädchen wie Meriande eigentlich so naiv und kleinmädchenhaft sein? Wie konnte sie bisher überleben?

Sarkasmus - ich sag nur: Wow, wer hätte mit diesem Ende gerechnet?

 

Das hat die Geschichte mit mir gemacht:

Es soll nicht so klingen, als würde ich die Geschichte von Meriande und Charal-Jar im dritten Teil der Saga komplett schrottig finden. Dem ist absolut nicht so, denn nach wie vor finde ich Lena Klassens Ideen wahnsinnig spannend, liebe ich das Setting und die Grundromantik, die mich vor allem im ersten Band so gefesselt hat. Aber irgendwie hat mir die Trilogie gezeigt, dass Charaktere und Plots Raum und vor allem Platz brauchen, um sich zu entfalten. Gerade "Goldstaub auf meiner Haut" wirkt fast durchgehend gehetzt - was zur Folge hat, dass man ganz genau weiß, welches Ende auf der letzten Seite steht - zumindest ging es mir so. Doch auch wenn der Abschluss der Reihe mich letztlich nicht überzeugt hat, bleibe ich Fan von Lena Klassens Geschichte. Denn sie hat etwas Besonderes, Exotisches und Faszinierendes.

Mein Fazit
Gibt es von mir eine Leseempfehlung zum Buch?

Das ist eine unglaublich schwierige Frage, denn an sich würde ich die Reihe schon empfehlen, weil die Geschichte so erfrischend neu und originell und dabei magisch fesselnd ist. Der dritte Band allerdings hat mich richtig enttäuscht: Die Handlung wurde vorhersehbar, die Figuren (ganz besonders Meriande) traten auf der Stelle und waren mehrheitlich blasse Stereotypen und das Ende hat mich kaum vom Hocker gerissen. Sehr schade, weil es dem ersten Teil der Trilogie gelungen war, mich dermaßen zu überraschen und begeistern.