Rezension

Sensible Momentaufnahmen

Traumsammlerin - Patti Smith

Traumsammlerin
von Patti Smith

Im Jahr 1972 erscheint Patti Smith erstes Buch „Seventh heaven“, ein Gedichtband, dem in regelmäßigen Abständen weitere Veröffentlichungen folgen. Mit „Just Kids. Die Geschichte einer Freundschaft“ legt die Rocksängerin und „Godmother of Punk“ dann 2010 den ersten zusammenhängenden autobiografischen Text vor.

Nun ist erstmals in der deutschen Übersetzung „Traumsammlerin“ (im Original „Woolgathering“ aus dem Jahr 1992)erschienen, ein schmaler Band, der Fotografien, Zeichnungen und Reflexionen der vielseitigen Musikerin enthält.

Viele kurze Texte beschreiben Impressionen aus der Kindheit, Momentaufnahmen von Menschen, die ihr auf ihrem Weg begegnen, geheimnisvolle Geschichten, die sich das Kind dazu ausdenkt. Gefühle, die Smith bei der Verrichtung von profanen Alltagsdingen hat sowie poetische Gedanken zwischen Tag und Traum. Die Zusammenstellung erscheint willkürlich, nicht chronologisch geordnet, und hat etwas von einem Zettelkasten, in dem man Momentaufnahmen sammelt.
Imagination und Inspiration, Magie und Melancholie, diese Schlagwörter bezeichnen am besten den Stil, in dem diese wunderbare Prosa geschrieben ist, die es schafft, mit wenigen Worten intensive Gefühle darzustellen.

Einen Kritikpunkt habe ich dennoch: alle diese Gedankenblitze beschreiben Angenehmes, Positives, und ich kann mir kaum vorstellen, dass es keine negativen Ereignisse in Patti Smith Leben gibt, die der Erinnerung wert sind. Aber wahrscheinlich mag man sich ab einem gewissen Alter nur noch an die schönen Dinge erinnern und somit die Vergangenheit verklären.