Rezension

Sie träumte von Mutshatsha.

Das Auge des Leoparden - Henning Mankell

Das Auge des Leoparden
von Henning Mankell

Bewertet mit 3.5 Sternen

Sie, das ist die nasenlose, zurückgezogen lebende Einwohnerin, die wegen ihres merkwürdigen Aussehens von den Jugendlichen Hans und Sture in dem kleinen schwedischen Dorf schikaniert wird. Doch anstatt sie anzuzeigen, freundet sie sich mit den beiden an. Sture verunglückt bald bei einer Mutprobe, ist fortan querschnittsgelähmt und wird in ein entferntes Heim verbracht. Hans Olofsons Mutter verließ die Familie früh und sein alleinerziehnder Vater ist dem Alkohol verfallen, so fühlt er sich Hans immer mehr zur Nasenlosen hingezogen. Als diese demonstrierend in die Öffentlichkeit drängt, verleugnet Hans allerdings diese Freundschaft. Bald darauf bringt sich die Frau um.
Ziel- und rastlos entschließt sich Hans nach einem abgebrochenen Jurastudium, den Traum seiner toten Freundin, Mutshatsha zu besuchen, zu verwirklichen. Er fliegt nach Sambia, lernt ein weißes Farmerpärchen kennen, die ihm helfen den richtigen Weg zu dieser Missionsstation zu finden. Über sie lernt er auch eine Frau kennen, die allein eine Eierfarm betreibt. Nach dem kurzen Besuch Mutshatshas verschlägt es ihn schließlich auf diese Farm. Zunächst will er nur aushelfen, doch schon bald übernimmt er das Geschäft.
Sambia ist gerade erst unabhängig geworden. Die weißen Landbesitzer versuchen ihre Betriebe zu verteidigen, Entwicklungshelfer und Geschäftsleute vermitteln zwischen den Fronten und koruppte Polizeibeamte regeln "die Ordnung". Hans muss dieses Land verstehen lernen, aber er hat seine Mühe damit. Trotzdem werden aus dem Kurztripp ganze 18 Jahre Afrika.
Die Geschichte wird aus einem Fieberanfall Hans erzählt. Schwedische Erinnerungen vermischen sich mit den Erlebnissen in Afrika und bald schon wird klar, dass die Spur der Verwüstung für Hans nicht erst in Afrika begonnen hat. Rassismus und Unterdrückung sind auf dem schwarzen Kontinent noch an der Tagesordnung, doch nun stehen die Türen auch für Korruption, Wucher und illegale Geschäfte sperrangelweit offen. Am meisten haben mich die Nebengeschäfte des schwedischen Entwicklungshelfers erstaunt.

Ärgerlicherweise wird der afrikanische Teil immer wieder von schwedischen Erinnerungen unterbrochen, die gänzlich andere Probleme aufdecken und mir die Hauptfigur noch unsympathischer gemacht haben. So wirkte das Ganze auf mich ziemlich hölzern und zusammengestückelt, was die angesprochenen Themen wahrlich nicht verdient haben. Ein wenig mehr geografische Erklärungen hätte ich mir auch gewünscht, denn Mutshatsha liegt in der Demokratische Republik Kongo. Die Leoparden-Bewegung wurde auch nur in den Raum geworfen und nicht weiter vertieft. Die politischen und gesellschaftlichen Ebenen bleiben unberührt. Der Fokus liegt auf Gespenstergeschichten und Tod.

Der Roman hatte ein paar wenige gute Momente. Die Antworten der Schwarzen auf die Fragen der Weißen waren sehr philisophisch. Aber wo keine Akzeptanz, da auch kein Verstehen! Sprachlich hielt sich der Roman im Mittelfeld.