Rezension

Sightseeing im Eis

Gejagt im Eis -

Gejagt im Eis
von Odd Harald Hauge

Bewertet mit 3.5 Sternen

Martin Moltzau ist ein bekannter Abenteuer der schon überall auf der Welt war, der aber mittlerweile in Spitzbergen so etwas wie seinen Frieden gefunden hat. Hier bietet er geführte Touren durch die unwirtliche Eislandschaft an und hat sich auch in diesem Bereich einen Namen geschaffen. Die letzte Tour des Jahres hat die Familie Parker gebucht, eine amerikanische Familie, die schon sehr speziell ist. Sie wollen mit dieser Tour ihren wiedergewonnen Familienfrieden feiern und gemeinsam etwas außergewöhnliches erleben.

Martin Moltzau ist ein bekannter und begeisterter Abenteurer und ist schon seit Jahren als Guide in der eisigen Landschaft Spitzbergens unterwegs. Seine Touren mit den Schneemobilen genießen vor allem wegen seiner eher unbekannten Routen einen hervorragenden Ruf. Dieser Ruf hat wohl auch die amerikanische Familie Parker inspiriert, eine Tour bei ihm zu buchen und Moltzau ist überzeugt davon, dass sie mit ihm zufrieden sein werden.

Angespannt

Diese Überzeugung beginnt allerdings zu bröckeln, als er den Parkers das erste mal begegnet. Im Vorfeld hatten sie schon das eine oder andere zielgerichtet bestellt, aber live erweisen sie sich als etwas kompliziert - um es mal freundlich auszudrücken. Das Verhältnis innerhalb der Familie ist irgendwie angespannt und das überträgt sich natürlich auch auf das Verhältnis zu Martin Moltzau, ihrem Tourguide für die nächste Zeit.

Selbstherrlich

Vor allem die Tochter Cindy führt sich sehr selbstherrlich auf und landet ganz fix  auf meiner Liste der unsympathischen Protagonisten. Sie will unbedingt zu der verlassenen Bergbausiedlung Pyramiden und führt sich auf wie ein kleines trotziges Kind das einen Lolli möchte. Martin will ihnen, trotz einer Verletzung die er schon vor dem Beginn der Fahrt erleidet, eine ansprechende Tour bieten - aber  schon am ersten Tag unterwegs mit den Schneemobilen läuft einiges anders als geplant. Aber das ist eigentlich nur der Anfang einer sehr chaotischen und gefährlichen Tour durch den Schnee.

Nervig

Auch wenn das Töchterchen Cindy mich als erstes genervt hat steht ihr ihre Mutter schnell in nichts mehr nach. Es passieren eine Unmenge an kleinen und großen Katastrophen, die von einem unangenehmen Besuch eines Eisbären im Zelt bis zu Cindys verschwinden im Eis und Sarah Parkers Beinahe-Absturz in eine Gletscherspalte. Als Cindy dann quietschvergnügt in der Kneipe des nächsten Dorfes die ziemlich mitgenommene restliche Reisegruppe in Empfang nimmt, habe ich mich gefragt, warum der Guide diese Tour nicht abbricht. Ab hier fällt es mir zunehmend schwerer, die Geschichte ernst zu nehmen.

Action

Die Landschafts- und Umgebungsbeschreibungen halten mich allerdings am Ende doch bei der Stange. Ich kann mir die karge und vor allem sehr, sehr kalte Gegend gut vorstellen. Auch wenn mich keine zehn Pferde in diese Eiswüste bringen würden, finde ich Berichte und Geschichten darüber immer sehr spannend. Die geschilderte Actionelemente und die auftauchenden russischen Soldaten finde ich hingegen eher unglaubwürdig und sehr übertrieben dargestellt. Allerdings könnte das auch an der eher flachen, emotionslosen und sehr eindimensionalen Erzählweise des Autors liegen.

Reiseroman

Für mich ist Gejagt im Eis eher ein halbwegs spannender Reiseroman, mit klaren Empfehlungen was man auf so einer Tour nicht machen sollte. Ich mochte die Beschreibungen der Landschaft, der Kälte und des Schnees - aber ein Thriller war die Story nicht. Auch die Kreuzfahrtgeschichten, die immer mal wieder als eine Art Unterbrechung eingestreut waren, retten die Geschichte nicht mehr. Immerhin weiß ich jetzt, dass die Schifffahrtsgesellschaft, deren Markenzeichen ein roter Kussmund ist, auch Spitzbergen ansteuert. 

Mein Fazit:

Gejagt im Eis von Odd Harald Hauge war für mich eine nette Reiseschilderung mit kleinen, aber ziemlich überzogenen, Actioneinlagen, aber kein Thriller. Ich fand es ganz gut zu lesen, aber zu keiner Zeit wirklich spannend.