Rezension

Sind wir nicht alle ein bisschen Gott? Oder auch: Die lustige Reise nach Yeruscholaim.

Jesusmariaundjosef! - Ralf Günther

Jesusmariaundjosef!
von Ralf Günther

Zum Inhalt:

Was wissen wir eigentlich schon über die „Heiligen Drei Könige“, außer dass sie einem Stern folgten, um dem Jesuskind in seiner Krippe Gold, Weihrauch und Myrrhe darzubringen? Nicht wirklich viel, denn mehr wurde über diese drei weisen Männer nicht überliefert. Bis jetzt!

In diesem Buch erfahren wir endlich die Geschichte rund um Jesus aus Sicht der drei Weisen. Es blieb nämlich nicht bei der Huldigung im Stall von Betlehem, nein – Kaspar, Melchior und Balthasar entführten Jesus kurzerhand nach Alexandria, wo sie die Sekte „Wir sind Gott!“ gegründet hatten. Der kleine Jessie, von allen Religionen als zukünftiger Messias gelobpreist und deshalb heißbegehrt, soll dort zum zukünftigen Propheten der „Wir sind Gott!“-Sekte ausgebildet werden. Doch die Drei haben nicht nur vergessen, Maria und Josef Bescheid zu sagen, die ihrem entführten Kind kurzerhand nach Ägypten folgen und sich unverschämterweise ebenfalls in die Erziehung des Gottessohnes einmischen wollen.  Auch Jessie selbst hat seinen eigenen Kopf und will lieber seine eigene Religion gründen. Nicht zu vergessen Gott höchstpersönlich, dem die „Wir sind Gott!“-Idee nicht so recht schmecken will, und der alles tut, um seine Pläne für Jesus durchzuziehen.

Meine Meinung:

Mit „Jesusmariaundjosef!“ hat Ralf Günther das Leben Jesus‘ neu geschrieben und gibt uns endlich mehr Informationen über die mysteriösen drei Weisen aus dem Morgenland. Wer wusste denn schon, dass Maria was mit Kaspar am Laufen hatte? Dass Jesus eigentlich lieber Kapitän statt Messias werden wollte? Oder dass die Kreuzigung eigentlich schon 20 Jahre früher stattfinden sollte, man aber blöderweise gerade unter Holzmangel litt?

Der Schreibstil des Autors gefiel mir auf Anhieb und das Buch liest sich sehr flüssig. Egal, ob Gott in seiner Feuererscheinung versehentlich halb Alexandria in Brand steckt oder Jesus Maria beim Badetag zur Verzweiflung treibt, weil er stur auf dem Wasser stehen bleibt, statt sich darin waschen zu lassen – Ralf Günther bietet hier ein regelrechtes Feuerwerk an Skurrilitäten, bei denen man sich ständig fragen muss, woher er nur diese ganzen Einfälle nimmt? Zugegeben: Der Humor war nicht immer ganz nach meinem Geschmack. Manche Gags empfand ich als too much, andere verstand ich nicht oder fand sie schlicht und ergreifend nicht witzig. Man muss sich schon auf diesen Humor einlassen können, und obwohl ich selten satirische Bücher lese, ist mir dies hier auf Anhieb gelungen.

Alle Figuren sind detailreich und liebevoll gezeichnet. V. a. Jesus, Maria und Josef, die Namensgeber dieses Buches, muss man einfach mögen! Trotz aller Satire kommt jedoch auch der ernste Teil der Geschichte nicht zu kurz. Ist das 1. Drittel noch herrlich skurril und schräg, geht es danach doch deutlich nachdenklicher zu, es gibt auch ein paar rührende Szenen, z. B. zwischen Jesus und Josef. Alle biblischen Figuren werden hier als Menschen mit Schwächen, Fehlern und Emotionen gezeigt. Und etliche Passagen regen an, über diese Figuren nachzudenken. Wir erleben Maria als fürsorgliche Mutter, die ihren Sohn vor allem Übel beschützen will. Josef als liebevollen Ziehvater, die 3 Weisen als Lehrer Jesu, die trotz aller Versuche, Jessie nach ihrem Wunsch zu formen, eigentlich nur das Wohl des Jungen im Sinn haben. Jesus selbst ist so liebenswert, dass man ihn einfach nur knuddeln möchte.

Sicherlich kein Buch für christliche Fundamentalisten oder Dogmatiker, aber man muss wiederum kein Atheist oder Nicht-Christ sein, um hier seinen Spaß zu haben. Insgesamt fühlte ich mich in diesem Buch mit seinen liebevoll gezeichneten Figuren sehr wohl und bin regelrecht durch die Geschichte geflogen.