Rezension

Sind wir nicht alle ein bisschen wie Poppy?

Kein Kuss unter dieser Nummer - Sophie Kinsella

Kein Kuss unter dieser Nummer
von Sophie Kinsella

Bewertet mit 5 Sternen

Mittlerweile bin ich in Bezug auf sogenannte Frauenromane sehr vorsichtig geworden. Mich muss ein Klappentext einer unbekannten Autorin schon sehr ansprechen, damit ich es versuche. Widerum gibt es eine handvoll Autoren dieses Genres, die man unbesehen kaufen kann und das Sophie Kinsella immer noch dazu gehört, hat sie mit “Kein Kuss unter dieser Nummer” eindrucksvoll bewiesen.

Dies liegt in erster Linie an Poppy selbst, die so unglaublich liebenswert ist, dass man sie einfach ins Herz schließen muss. Sie trudelt von einer Katastrophe in die nächste und es ist nur Kinsellas Humor und ihrem Schreibtalent zuzuschreiben, dass nichts in Slapstick oder unrealistischem Schmonsens abrutscht.

Legendär schon jetzt die Szene, als Poppy mit den unfassbar intelligenten und belesenen Eltern ihres Verlobten eine Partie Scrabble spielen muss und sich per SMS besonders schlaue Begriffe souflieren lässt. Dort zeigt sich jedoch nicht nur Kinsellas Gespür für Timing und Situationskomik, sondern auch die Warmherzigkeit ihrer Protagonistin, die es in erster Linie immer jedem recht machen und den Anforderungen genügen will. In Bezug darauf gibt es im letzten Drittel des Romans auch viele leise Töne und Poppy muss lernen für sich selbst einzustehen.

Natürlich ist die Grundidee, dass sich zwei Menschen ein Handy teilen ziemlich hanebüchen, führt aber zu sehr komischen Verwechslungen und wie sollte Poppy sonst die Chance haben, sich in das Leben eines Fremden einzumischen und da sie diese Möglichkeit hat, tut sie es ausgiebig. Manchmal möchte man die Hände über den Kopf zuschammenschlagen, weil Poppy Nachrichten weiterleitet und beantwortet, die Sam nicht mal anschauen würde. Aber immer ist spürbar, dass sie es nur tut, weil sie es gut meint. Sie möchte einfach das Leben jedes einzelnen verbessern und ist dafür bereit viel zu riskieren.

Für einen Unterhaltungsroman auch eher unüblich ist die Botschaft, dass man nicht von jedem geliebt werden kann/muss. Tatsächlich ist Poppy auch aus einem Minderwertigkeitsgefühl heraus so hilfsbereit und aufopferungsvoll und als sie das erkennt, bemerkt sie, dass sie nicht weniger liebenswert ist, wenn sie auch einmal etwas für sich tut.

Die Liebesgeschichte ist angenehm dezent. Obwohl sich Sam und Poppy im Laufe des Romans näher kommen, verzichtet Kinsella auf Kitsch und gibt glücklicherweise nicht der Versuchung nach aus Poppys Verlobtem einen Unsympathen zu machen. Das er und Poppy letzendlich nicht zueinanderfinden hat eher etwas mit der Veränderung der Protagonistin zu tun. Natürlich wird der geneigte Liebesromanleser am Schluss mit einem doch sehr romantischen Ende belohnt, welcher ab der ersten Seite an offensichtlich war. Aber der Weg dahin ist Unterhaltung pur!