Rezension

So emotional !

Mistrust - Margaret Mcheyzer

Mistrust
von Margaret McHeyzer

Bewertet mit 5 Sternen

Dakota führt ein unbeschwertes Leben. Sie ist in der Schule beliebt, geht mit dem Star der Footballmannschaft, sie hat ein enges Verhältnis zu ihrer jüngeren Schwester Sam und ihren Eltern, gute Noten, beste Freundinnen und Spaß am Leben.
Die Prom-Nacht soll eigentlich eine der Besten ihres Lebens werden, doch plötzlich kippt Dakotas Welt komplett aus den Fugen und als sie am nächsten Morgen in der Nähe der Schule erwacht, ist nichts mehr so wie es sein sollte, denn Dakota wurde Opfer eines grausamen Verbrechens....

Meinung:
Seit ihrem Roman "Ugly", der mich in meinen Grundfesten erschüttert hat und nach wie vor in mir nachhallt, schätze ich die Romane von Margaret McHeyzer wirklich sehr.
Sie scheut nicht im Geringsten davor zurück sich ernsten Themen zu widmen, über die viele lieber schweigen, und sich eingehend damit zu befassen.
Was mir besonders gut gefällt ist, das sie dabei weitestgehend realistisch bleibt.
Oft ist es in Romanen nämlich so, das die Protagonisten erst Schlimmes und dann eine Art Wunderheilung durch Liebe erfahren und ganz ehrlich: Ich hasse es ! Denn so läuft das Leben nicht. Es gibt sie nicht, diese Prinzen die dich aus deinem Elend ziehen und die dir durch einen innigen Kuss all deine Sorgen nehmen. In der Realität musst du für dich selbst kämpfen und nur DU alleine hast die Macht, natürlich mit Hilfe von Therapeuten oder Familie ( falls vorhanden ), schreckliche Erlebnisse zu verarbeiten.

Dies ist der Weg den die Autorin auch ihre Protagonisten einschlagen lässt. Dakota wurde Opfer eines wirklich grausigen Verbrechens, an das sie sich am nächsten Tag nicht erinnern kann. Aus Angst davor das ihr genau deshalb niemand glaubt und auch aus Scham, weil gerade ihr so etwas passiert, schweigt sie und versucht das Erlebte mit sich selbst auszumachen. Sie  zieht sich in sich selbst zurück und aus der einst lebenfrohen jungen Frau wird ein unsicheres Mädchen, das niemanden mehr an sich heranlässt. Sie wird zu einer guten Schauspielerin, die nach außen so tut als sei alles in Ordnung, innerlich aber immer mehr zerbricht.

Als sie sich mit ihrem Freund streitet und sich Levi von ihr trennt und dann plötzlich auch noch kompromittierende Fotos aus der besagten Nacht auftauchen, beginnt für Dakota zusätzlich noch ein schulischer Spießroutenlauf, denn Levi der sich betrogen fühlt, lässt keine Gelegenheit aus, sie aufs Übelste zu beschimpfen und auch ihre besten Freundinnen seit Kindertagen wenden sich von ihr ab.
Nachdem man auch ihrer Schwester diese Bilder schickt, vertraut sich Dakota Sam schließlich an, lässt die Jüngere aber schwören, das sie es für sich behält. Sam versucht ihre Schwester so gut es geht zu unterstützen und bittet sie immer wieder sich auch ihren Eltern zu öffnen, da die Sache früher oder später ohnehin ans Licht kommen wird, so lange sie nicht wissen, wer hinter der Veröffentlichung der Fotos steckt.

Die Geschichte ist für ihre "nur" 332 Seiten unglaublich komplex, so das es schwer fällt die Handlung in wenigen Sätzen wiederzugeben. Wie oben schon erwähnt gestaltet Margaret McHeyzer Dakotas "Heilungsprozess" sehr realitätsnah. Sie versucht es erst alleine und mit Vergessen, dann gewährt sie ihrer Schwester Zugang, vertraut sich ihr an. Auch Sophie, in der sie ebenfalls ein Opfer erkennt, wird zu einer großen Stütze und letztlich ist da noch Reece, der als einziger Freund ihrer ehemaligen Clique zu ihr hält, weil er merkt das irgendetwas nicht stimmt und die Dinge hinterfragt.

Zwischen all der Düsternis und all den dramatischen Dingen die in dieser Geschichte geschehen entwickeln sich aber auch enge Freundschaften und es entsteht eine ganz zarte und vorsichtige Liebe, die wie der Rest auch, authentisch und nachvollziehbar wirkt.

Mich hat Dakotas Geschichte sehr berührt und ich musste, wie auch schon bei "Ugly" wieder reichlich Tränen vergießen. Doch es gab auch witzige Momente und herzerfrischende Szenen, so das eine ausgewogene Mischung aus Licht und Finsternis entstand. Nicht zu vergessen, der Fingerzeig, das man mit seinen Problemen niemals alleine klarkommen muss, sondern das es Menschen gibt, denen man sich anvertrauen kann. Dies ist und war eine sehr wichtige Botschaft dieser Geschichte und gibt hoffentlich vielen Mädchen und Frauen, die Ähnliches erlebt haben, wie Dakota, den Mut sich zu öffnen.