Rezension

So ganz anders als erwartet - superspannend.

Der Zahlenmörder - Andreas Hoppert

Der Zahlenmörder
von Andreas Hoppert

Anwalt Marc Hagen hat Probleme in seiner Praxis, sie läuft nicht wirklich gut und immer wieder legt ihm seine Lebensgefährtin nahe, diese zu schließen und von zu Hause aus zu arbeiten. Hagen verweigert sich dieser Idee permanent und wirklich scheint in seinem neuen Mandat ein mögliches Glückslos verborgen.
Der wegen Mordes an fünf Frauen verurteilte und seit 28 Jahren einsitzende Jürgen Sobotta hat aus der Haft heraus eine Vielzahl von Anwälten angeschrieben, um eine Wiederaufnahme seines Falles vor Gericht zu erwirken. Seit seiner Verhaftung und auch während der Haftzeit hat er immer wieder seine Unschuld beteuert. Trotz der Tatsache, dass viele seiner Kollegen dieses Mandat bereits abgelehnt haben und den hohen Hürden, die für eine Wiederaufnahme zu überwinden sind, entschließt Marc Hagen sich, den Fall zu übernehmen.
Er liest sich durch Tausende Seiten Ermittlungsakten und findet tatsächlich den ein oder anderen Hinweis, der einen solchen Antrag rechtfertigt. Trotz sorgfältiger Arbeit und Beweisführung wird sein Antrag aber seitens der Staatsanwaltschaft abgelehnt und Hagen hegt den Verdacht, dass dies mit einer Reihe von Ungereimtheiten der damaligen Ermittlungen zu tun hat. Immerhin ist der damals verantwortliche Staatsanwalt heute der Justizminister des Landes und somit sind Verflechtungen zwischen der Gerichtsbarkeit und der Politik zumindest im Rahmen des Möglichen. Rechtsanwalt Hagen geht einen vielleicht etwas ungewöhnlichen, vielleicht auch gefährlichen Weg, als er doch einen entscheidenden Beweis zugunsten seines Mandanten findet.
Sobotta wird vorläufig freigelassen, ist aber mit einem sofortigen Freispruch nicht einverstanden. Er verlangt eine erneute Hauptverhandlung. 
Nur kurze Zeit nach Sobottas Freilassung bringt der Zahlenmörder sein sechstes Opfer um. Die Ereignisse scheinen sich zu wiederholen. Sobotta wird verdächtigt aber wieder sind es nur Indizien, allerdings noch schwächere als vor 28 Jahren, die für seine Schuld sprechen. Und Marc Hagen gewinnt Erkenntnisse, die zum Bruch mit seinem Mandanten führen. Trotzdem wird er eine wichtige Rolle in der bevorstehenden Hauptverhandlung spielen.

Der Roman bietet Spannung pur und das auf einer Ebene, die nicht so oft im Mittelpunkt eines Krimis steht. Ermittlungsarbeit, Beweisführung im Rahmen des Strafrechts spielen eine große Rolle und sind trotz der trockenen Materie spannend dargestellt.
Wer wird am Ende der Hauptverhandlung Sieger sein? Ist es möglicherweise „die Gerechtigkeit“, von der wir ja immer wieder sagen dass Recht und Gerechtigkeit nicht unbedingt das Gleiche sind?

Es gibt doch immer wieder überraschende Neuentdeckungen von Krimiautoren, die man bislang nicht wahrgenommen hat.
Andreas Hoppert ist für mich ein solcher Autor und ich kann sein Buch nur empfehlen.