Rezension

So geht Storytelling

Sour Candy - Kealan Patrick Burke

Sour Candy
von Kealan Patrick Burke

Bewertet mit 4 Sternen

Phil kauft gerade Süßigkeiten ein als er einen markerschütternden Schrei hört. Ein verstörendes Bild offenbart sich ihm, als er dem Geräusch nachgeht. Ein kleiner, seltsam gekleideter Junge steht im Gang, neben ihm seine völlig apathische und verwahrloste Mutter. Keiner der beiden reagiert auf Ansprache, mit Ausnahme dieses gellenden Schreiens, das der Junge immer wieder von sich gibt. Leicht verstört verlässt Phil den Supermarkt und macht sich wieder auf den Weg nach Hause zu seiner Freundin. Doch dort wird er so schnell nicht ankommen, denn die mysteriöse Frau aus dem Laden kreuzt erneut seinen Weg, und das unheimliche Kind hat noch ganz andere Pläne mit Phil.

Er hat es wieder getan und ist und bleibt damit für mich der unumstrittene König der Novellen. Mit »Sour Candy« hat Kealan Patrick Burke eine weitere hervorragende Horrornovelle abgeliefert, die mich von der ersten Seite an gefesselt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen hat.
Aus einer völlig banalen, alltäglichen Situation entwickelt sich schleichend etwas Groteskes, Verstörendes. Man weiß nicht mehr, was real ist, verliert den Boden unter den Füßen und durchlebt diesen Albtraum gemeinsam mit dem Protagonisten.
Burke rückt die Emotionen seiner Figuren dabei stets so gekonnt in den Fokus, dass man auch auf wenigen Seiten absolut mit ihnen mitfühlt. Dadurch taucht man unglaublich tief in die Story ein, ist Teil des Ganzen.

Dieses Spiel mit seinen Lesern beherrscht der Autor meisterhaft. Seine Geschichten – egal ob alltäglicher oder übersinnlicher Horror – packen einen, setzen sich fest und lassen auch nach dem letzten Satz nicht mehr los.

»Sour Candy« ist eine solche Geschichte. Fesselnd, verstörend, unheimlich und absolut großartig geschrieben.