Rezension

So könnte Ötzi gelebt haben

Die Rivalen von Breitental
von Christian Ausmünster

Bewertet mit 5 Sternen

„...Es gab Wasser aus Schläuchen, die aus zusammengenähten Rinderblasen gemacht wurden. Wenn man sie stets feucht hielt, zogen sich die Ledernähte fest zusammen und kein Wasser drang heraus...“

 

Es ist mehr al 5200 Jahre her. Edalgo, der Herr von Breitental, zeigt seinem 8jährigen Sohn Narado sein zukünftiges Erbe. Doch das Leben des Jungen ist in Gefahr. Seine Stiefmutter Arane möchte, dass ihr Sohn einst Herr von Breitental wird.

Der Autor hat einen abwechslungsreichen und spannenden Roman aus der Zeit des Ötzi geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Edalgo zeigt schon erste Anzeichen des Alters. Trotzdem hält er das Heft des Handelns fest in der Hand. Er ist ebenfalls in der Lage, dass Tun seiner Umgebung einzuschätzen. Arane, seine zweite Frau, hat er nach dem Tode seines Bruders geheiratet. Sie ist schön und selbstbewusst, leider aber zerfressen von Hass. Der einzige, den sie liebt, ist ihr kleiner Sohn. Wer sich ihr in den Weg stellt, muss mit grausamer Rache rechnen.

Narado ist ein fröhlicher und kräftiger Junge. Ab und an neigt er zu Leichtsinn.

Der Schriftstil ist logischerweise dem heutigen Sprachgebrauch angepasst. Ausführlich wird das Leben auf dem Hofe des Herrn von Breitental beschrieben. Dazu gehört der Umgang mit dem Vieh und die Zubereitung des Essens. Als Arane die Oberburg, ihr einstiges Zuhause besucht, lerne ich das Leben der Bauern kennen. Aus diesem Abschnitt stammt obiges Zitat. Gleichzeitig wird deutlich, welche Rechte die damaligen Herren haben. Unterschwellig zieht sich durch die Geschichte ein Geheimnis, dass mit dem Tode von Narados Mutter zusammenhängt. Der Junge hat damals etwas beobachtet, worüber er schweigt. Entscheidungen fällt der Herr von Breitental nach Beratungen mit dem Priester. Der aber spielt eine undurchsichtige Rolle.

Zehn Jahre lang darf ich Narados Leben begleiten, ihn aufwachsen sehen, seine Hochzeit erleben und seine Entwicklung zum Mann. Während Arane sich immer weiter in ihre Intrigen verstrickt und Menschen geschickt manipuliert, bewahrt sich Narado seine Menschlichkeit. Mit dem Tode von Edalgo geht eine Ära zu Ende. Die Karten werden völlig neu gemischt.

Eine Karte der Handlungsorte sowie ein Register handelnder Personen, Ortsnamen und Ausdrücke ergänzen das Buch. In einem ausführlichen Nachwort legt der Autor dar, welches Wissen über diese Epoche zur Verfügung steht und wo die Freiheit des Schriftstellers gefragt ist.

Das Cover mit dem jungen Mann vor den Bergen finde ich sehr gelungen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat mir einen umfangreichen Einblick in eine lange zurückliegende Zeit gegeben.