Rezension

So viel verlorene Lebenszeit

Fritz und Emma -

Fritz und Emma
von Barbara Leciejewski

Bewertet mit 3 Sternen

Emma und Fritz feiern am selben Tag Geburtstag. Schon seit sie Kinder waren, verbrachten sie die beiden unzertrennlich ihre Tage. Als Fritz unversehrt aus dem zweiten Weltkrieg zurückkehrt, ist das für Emma das größte Glück. Es wird Verlobung gefeiert, die Hochzeit geplant. Doch der Krieg hat etwas in Fritz verändert. Die beiden können kein Paar bleiben und seit einem traurigen Vorfall haben die beiden so gut wie kein Wort mehr gewechselt.

Heute sind Emma und Fritz über 90 Jahre alt, sie leben immer noch im selben Dorf. Marie ist mit ihrem Mann, dem neuen Dorfpfarrer erst zugezogen. Die junge Frau fühlt sich am Land nicht wohl, vermisst ihre alte Umgebung. Doch dann soll sie bei den Vorbereitungen für das Dorfjubiläumsfest mitwirken.

Barbara Leciejewski erzählt in ihrem Roman „Fritz und Emma“ zwei Geschichten. Da ist die eine, über eine lebenslang ungelebte Liebe, über Emma und Fritz. Die beiden mussten in sehr schweren Zeiten erwachsen werden. Es gab wohl auch wenig Möglichkeiten der Hilfestellung. Aber warum es so viele Jahre lang unversucht blieb beizustehen und zu helfen, blieb wie so vieles in dieser Geschichte ungesagt.

Da musste erst die zugereiste Pfarrersgattin tätig werden. Das ist die andere Geschichte, die hier erzählt wird, eine nette Dorfgeschichte. Vom Leben in Oberkirchbach, dem Unwillen Maries dort zu leben, von den Vorbehalten der Alteingesessen gegenüber denen in der neuen Siedlung. Und obwohl Marie eigentlich gar nichts mit dem Dorf zu tun haben will, entwickelt sie eine unbändige Neugier für die Dorfgeschichten.

Die Pfarrersgattin hat einen Auftrag und wer die Geschichte von Emma und Fritz erfahren will, muss durch da durch. Mir jedenfalls waren der bärbeißige Fritz und die resolute Emma die wesentlich lieberen Charaktere als die plappernde Marie.

„Was musste geschehen, um zwei Menschen, die so eng verbunden waren, so weit auseinanderzutreiben? Das war die Frage, die Marie nicht losließ.“

Als Marie sich diese Frage stellte, war die Richtung des Romans festgelegt und steuert auf ein vorhersehbar glückliches Ende. So viel verlorene Lebenszeit mit Zuckerguss umhüllt.