Rezension

So viele Fragen...

Zerbrechlich - Jodi Picoult

Zerbrechlich
von Jodi Picoult

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt

Willow leidet unter Osteogenesis imperfecta, auch Glasknochenkrankheit genannt. Das bedeutet für die ganze Familie eine enorme Belastung - emotional, aber auch finanziell. Die finanziellen Sorgen möchte Charlotte durch eine Klage gegen ihre Geburtshelferin aus der Welt schaffen, dafür muss sie aber die Geschworenen davon überzeugen, dass die Krankheit schon eher hätte festgestellt werden können und auf „ungewollte Geburt“ plädieren.

 

Sprache

In diesem Buch steckt so viel drin! Deshalb weiß ich gar nicht wo ich anfange soll und ob ich das alles in Worte fassen kann. Die Story an sich ist einfach: Charlotte klagt und erhofft sich dadurch finanzielle Absicherung für Willow. Doch was sie dafür alles in Kauf nimmt ist enorm. Und welche Fragen dadurch aufgeworfen werden ist beinahe erdrückend. 

Was ist wirklich wichtig im Leben? Was darf man für die finanzielle Sicherheit der Familie opfern? Ist emotionale Sicherheit für Kinder nicht wichtiger als finanzielle? 

Ab wann ist ein Leben nicht mehr lebenswert? Und wer darf das entscheiden? Wann beginnt Leben überhaupt? 

Was kann eine Ehe aushalten? Und wie viel ist einem Freundschaft wert? 

Es geht um Leben mit Behinderung, es geht um Kunstfehler, um Abtreibung, um Adoption. Es geht um Freundschaft, um Liebe, um Zweifel, um Vernachlässigung und um Selbsthass.

Es geht um die Beziehung zu den eigenen Kindern, um Prioritäten, um Moralfragen.

 

Und ganz automatisch startete bei mir das Gedankenkarussell. Wie denke ich über diese Fragen? Wie würde ich in so einer Situation entscheiden? Wie würde ich handeln? Wäre ich stark genug, um für ein so schwer krankes Kind zu sorgen?

 

Und dann gibt es noch die Geschichte rund um Amelia, die mir beinahe das Herz zerrissen hat.

 

Charaktere

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt: Aus der Sicht von Charlotte (die Mutter), von Sean (der Vater), von Amelia (die Schwester), von Piper (die Geburtshelferin) und von Marin (Charlottes Anwältin). Dadurch entsteht eine abwechslungsreiche Erzählung und man kann sich in jeden Charakter gut hineinversetzen.

 

Dreh- und Angelpunkt der Story ist aber Charlotte. Charlotte ist die absolute Löwenmutter. Wenn Willow sich etwas bricht, ist sie zur Stelle, zu jeder Zeit. Sie kümmert sich um die richtige Behandlung für Willow. Sorgt dafür, dass Willow zur Schule gehen kann und dass sie dort gerecht behandelt wird. Alles in ihrem Leben dreht sich um Willow. Dadurch trägt sie natürlich einen großen Teil der Last, die die Fürsorge für Willow mit sich bringt. In vielen Dingen konnte ich sie gut verstehen. Als Mutter versucht man alles richtig zu machen, sorgt sich um die Kinder, kämpft für sie und es ist manchmal schwer alles unter einen Hut zu bringen. Wie viel mehr mit einem Kind, das so viel Zuwendung und Fürsorge benötigt. Allerdings konnte sie mir bis zum Ende der Geschichte nicht sympathisch werden. In meinen Augen ging sie zu weit, war zu egoistisch, stur und uneinsichtig. Sie ließ keine andere Meinung gelten und war zu fixiert auf ihr Ziel. Sie wollte nur das Beste für Willow, hat in meinen Augen aber zu viel dafür geopfert.

 

Fazit

Ein Buch, dass man schwer in Worte fassen kann, dass sich aber auf jeden Fall lohnt zu lesen.