Rezension

so wichtig

Kriegserbe in der Seele - Udo Baer, Gabriele Frick-Baer

Kriegserbe in der Seele
von Udo Baer Gabriele Frick-Baer

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch zeigt auf, wie die Kinder und Enkel der Kriegsgeneration immer noch mit deren
vererbten Traumata belastet werden. Dabei spielt gar nicht so eine große Rolle, ob es sich damals eher um Täter oder Opfer, oder , wie in vielen Fällen um einen Zustand dazwischen gehandelt hat, denn alle haben gemeinsam, dass sie damals kaum Gesprächspartner hatten, mit denen sie ihre Erlebnisse und Eindrücke hätten aufarbeiten können. So erscheint es auch nicht verwunderlich, dass die, die alles mit sich selber ausgemacht haben, demzufolge auch später eher dazu geschwiegen haben und sich vielleicht gar nicht immer ihrer Ängste und eigenen Strategien bewußt waren. Kälte, Distanziertheit, Erziehungsziel und -strategien aus der Nazizeit u.m. gehörten zu ihrem Alltag und dem ihrer Kinder und Enkel.
Vieles davon wird wunderbar anschaulich und durch viele Fallbeispiele sehr gut aufgezeigt und erklärt; die meisten Leser werden ihnen aus ihrer Familie oder Umfeld Bekanntes wiederentdecken und einiges besser verstehen.
Das Buch vermittelt dann aber auch zehn grundlegende Einsichten ( ab S. 109) mit denen die Erben besser durchschauen, verstehen und loslassen können. Besonders gut gefällt mir die Feststellung, dass Verstehen nicht unbedingt verzeihen heißen muß, denn viele der Kinder, die unter der Leere, Distanz, Depressionen o.a. der Eltern leiden mußten und den Grund nicht verstehen konnten, werden so akzeptieren können, dass sie keinerlei Mitschuld getragen haben.

Besonders gut gefällt mir in diesem Buch auch der dritte Abschnitt, in dem Übungen vorgestellt werden, die den Betroffenen helfen, alleine oder im Beisein einer vertrauten Person Klarheit und eigene Strategien für sich zu finden, sich selber wertzuschätzen und von Nöten zu befreien.

Fazit: Ein Not-wendiges Buch, das hilft zu verstehen UND das weiterhilft.