Rezension

Solide Fantasy mit ein paar Längen in der Mitte

Moorläufer. Im Reich des letzten Drachen
von Boris Koch

Meinung:

Erster Satz: Es würde noch knapp fünf Jahre dauern, bis Milan einem Irrlicht folgen durfte, um ein königlicher Torfstecher zu werden.

Das Cover ist genial. Ich meine, da ist ein Drache drauf und wie soll man an so einem Cover nur vorbei gehen? Ich musste einfach zu dem Buch greifen.

Der Schreibstil war zuerst etwas gewöhnungsbedürftig, da vieles ausschweifend erzählt wurde, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt. Geschrieben ist das Buch aus Sicht von Milan in der Erzählperspektive.

Zu Beginn lernt man Milan kennen, der ein Torfstecher werden will. Doch sein Weg ist holprig und es lauern auch noch Gefahren im Moor, wie etwa der Nachtwyrm. Nur Milan traut sich ins Moor und erkundet dieses, was natürlich nicht unbemerkt bleibt.

Der Einstieg in das Buch ist mir gut gelungen. Man erfährt ein bisschen was über das Moor und wie die Leute leben. Was Torfstecher sind und wer eigentlich Milan ist. Somit hat man einen guten Überblick. Einzig der Alchemist, der in der Nähe von Milans Dorf lebt, wird erst später genauer beschrieben, obwohl er eigentlich eine wichtige Rolle einnimmt.

Milan fand ich als Protagonisten sehr gut. Man erlebt mit ihm eine Wandlung, denn er merkt, dass nicht alles wahr ist, was sein Vater ihm erzählt hat und dass es auch noch andere Berufungen außer Torfstecher gibt. Durch das Hinterfragen von allem was er kennt wird er selbst auch ein anderer Mensch. Irgendwann hat er ein klares Ziel vor Augen und arbeitet nur noch darauf hin. Seine Entwicklung hat mir gut gefallen, sie fühlte sich echt an.

Es gibt noch so viele Nebencharaktere, die eine wichtige Rolle einnehmen, aber ich will eigentlich niemanden erwähnen. In den verschiedenen Abschnitten von dem Buch sind immer verschiedene Charaktere wichtig, das heißt aber auch, dass keiner wirklich durchgehend vorkommt, sondern immer mal wieder sporadisch. Den Fokus auf Milan fand ich aber gut, so hat man einen Charakter und verfolgt gezielt seine Geschichte.

Ich gebe zu, das Buch hat mich Zwischendurch verwirrt. Man nimmt allein schon vom Titel an, dass es um den Nachtwyrm geht, was es zuerst tut und dann wieder nicht und dann doch und dann nicht und dann am Ende kommt alles zusammen und es geht doch wieder um ihn. Ich hatte wirklich Zweifel daran, ob das Buch das halten wird, was der Titel verspricht, aber ich wurde nicht enttäuscht. Zwar hat es immer mal wieder den Anschein, als würden andere Dinge wichtiger sein und als würde sich Milans Leben ganz anders als gedacht entwickeln, aber ich verspreche euch, dass das alles die Vorbereitung auf ein episches Finale ist, mit dem man nicht rechnet.

Das Buch teilt sich in drei Teile. Milan bevor er Torfstecher wurde, Milan als er Torfstecher wurde, und dann noch der dritte Teil, den ich nicht spoilern will. Man erlebt also, wie Milan erwachsen wird und seinen eigenen Weg findet. Dass dieser Weg hauptsächlich von einem Mädchen bestimmt wird fand ich nicht so toll, denn Milan ist schon früh in ein Mädchen aus dem Dorf verschossen und will sein Leben mit ihr verbringen. Daher tut er alles, damit dieser Traum wahr wird und seine Fixierung auf dieses Ziel war fast schon übertrieben. Dennoch ebnet sie auch den Weg für die Story und man muss auch sagen, dass die Liebesgeschichte keine große Rolle in dem Buch einnimmt und andere Dinge mehr behandelt werden.

Ab der Mitte hatte ich keine Ahnung mehr, wohin das Buch will und ich wollte schon enttäuscht sein, als es eine 180 Grad Wendung gab und alles ganz anders kam. Ehrlich, ich hab es nicht kommen sehen und ab dieser Wendung baut sich durchgehend Spannung auf, bis sich am Ende alles entläd und uns damit ein episches Ende beschert. Zugegeben, das passiert alles im letzten Drittel und davor hat es sich manchmal etwas gezogen, da kann auch das Ende nichts retten, aber es lohnt sich auf jeden Fall dran zu bleiben.

Der Nachtwyrm hat auch immer mal wieder seine Auftritte, aber ich fand ihn nie so beängstigend, da es meist nur ein Knurren oder Schnauben in weiter Ferne war. Hier wären ein paar spannendere Szenen im Moor gut gewesen, nicht unbedingt mit dem Nachtwyrm, aber vielleicht mit den Irrlichtern oder anderen Kreaturen.

Den Alchemyst fand ich komisch, also vom Charakter. Irgendwas an ihm hat mir schon bei der ersten Begegnung von ihm und Milan nicht gepasst und dieses Gefühl hat sich mit der Zeit nur verstärkt. Ebenso seine Schüler. Es wirkte auf mich fast schon wie eine Sekte, die ihren Meister anbetet und das war ziemlich gruselig. Manche Schüler wirkten nett, aber insgesamt hielt ich sie alle für nicht ganz dicht. Aber das lässt sich auch von den Dorfbewohnern behaupten, denn sie halten an dem Glauben fest, dass sie wichtig sind und ihr Leben einen Sinn hat, dabei sind sie nur zum Abbauen da und werden nichtmal wirklich gut entlohnt. Einerseits tun sie mir Leid, andererseits steht ihnen ihr Stolz und ihre Ehre im Weg. Die verschiedenen Konstellationen in dem Buch sind also sehr interessant.

Das Ende hat mich dann wirklich überrascht und kam unerwartet. Irgendwie war es dann auch ein bisschen offen, da nicht alles geklärt wurde, aber es braucht auch keinen zweiten Band, weil es gut war.

Fazit:

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. In der Mitte gab es ein paar Längen, da nicht wirklich viel passiert ist. Dafür wurde die ganze Spannung in das letzte Drittel gepackt. Durch eine bessere Verteilung hätte es durchgehend spannend sein können, aber in der MItte geht Milan meist durchs Moor, beschwert sich und schnitzt. Da passierte mir zu wenig. Das Ende hingegen war super spannend und ich war damit auch sehr zufrieden.