Rezension

Solide Fortsetzung

Riley Blackthorne - Die Dämonenfängerin Band 2: Seelenraub - Jana Oliver

Riley Blackthorne - Die Dämonenfängerin, Seelenraub
von Jana Oliver

Bewertet mit 4 Sternen

"Seelenraub" ist nach "Aller Anfang ist Hölle" der zweite Teil der "Die Dämonenfängerin" - Reihe von Jana Oliver, auch wenn das nach einer radikalen Cover-Neugestaltung (meiner Meinung nach innerhalb einer Reihe immer sehr ärgerlich und - auch in diesem Fall - einfach überflüssig) vielleicht nicht mehr auf den ersten Blick ersichtlich ist.

Inhalt: Nach dem großen Dämonenüberfall auf das letzte Treffen ist die Zunft der Dämonenfänger in Atlanta sehr geschwächt. Auch Rileys Freund Simon liegt schwer verletzt im Krankenhaus und so sehr Riley sich auch bemüht, die Beziehung der beiden gestaltet sich zunehmend schwierig, denn Simon hat sich verändert. Wie auch andere in der Zunft, hegt er den Verdacht, dass Rileys Vater, der von einem unbekannten Nekromanten wieder zum Leben erweckt wurde, den Dämonen Zutritt zum Zunfttreffen verschafft haben könnte. Für Riley steht fest, dass sie den Beschwörer ihres Vaters und ihn finden muss, und sie nimmt Kontakt zu den Nekros auf. Außerdem ist da immer noch das Rätsel um das gefälschte Weihwasser und zu allem Überfluss schickt der Vatikan auch noch eine Truppe verhasster Dämonenjäger nach Atlanta. Man traut den Dämonenfängern nicht mehr zu, mit dem übermächtigen Dämon, der Riley jagt, fertig zu werden. Auch Denver Beck, der sie ewig bevormundende letzte Partner ihres Vaters und der gut aussehende, freie Dämonenfänger Ori sind auf der Suche nach dem Dämon, der Rileys Leben bedroht...

"Seelenraub" schließt also unmittelbar dort an, wo "Aller Anfang ist Hölle" endete - und doch passiert lange kaum etwas. Trotz eines sehr gelungenen, einleitenden "Was bisher geschah"-Kapitels, das die wichtigsten Fakten des ersten Bandes in komprimierter zusammenfasst und dadurch langwierige Rückblicke, wie sie sonst häufig am Anfang von Folgebänden vorkommen und den Lesefluss stören, überflüssig macht, fehlte dem Buch am Anfang jeglicher Schwung. Nach dem sehr actionreichen ersten Band, der mit Kämpfen begann und mit Kämpfen endete, sind diese Dialog-lastigen, zwar interessanten, aber eben eher actionfreien Seiten des Nachfolgers eine ordentliche Umstellung.

Stattdessen liegt der Schwerpunkt hier auf den Charakteren, insbesondere auf Rileys Gefühlswelt, der Trauer um ihren Vater, dem Misstrauen der Zunftmitglieder und ihren Beziehungsproblemen mit den drei Männern in ihrem Leben: Beck, Ori und Simon. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase, fand ich auch diese etwas ungewohnten, ruhigeren Töne interessant und lesenswert - und außerdem wird das Durchhalten belohnt, denn die Action kehrt zurück und zwar richtig. Außerdem überzeugt "Seelenraub" mit facettenreichen Nebencharakteren, besonders unter den Nekromaten, und mit sehr überraschenden Wendungen, die gerade zum Ende hin richtig mitreißen.

Positiv ist mir außerdem der Schreibstil aufgefallen. Er ist immer noch flüssig, für die Zielgruppe des Buchs angemessen und durch die wechselnden Perspektiven weiterhin abwechslungsreich, aber die sprachlichen Eigenarten wurden - zum Glück - spürbar reduziert. Kein nerviges "Yeah" mehr in jedem zweiten Satz, weniger Satzbau-Verdrehen in Meister-Yoda-Manier bei den Dämonen (wobei davon eben auch einfach deutlich weniger in Erscheinung treten) und - das Wichtigste - eine nicht zu übersehende Slang-Reduzierung bei Beck, dessen flapsige Sprache mir im ersten Band einige Nerven raubte.

Fazit: Der zweite Band hält das Niveau des ersten, trotzdem hat sich einiges verändert. Die Sprache ist im positiven Sinne weniger auffällig, dafür ist die Handlung sehr zweigeteilt in einen etwas trockeneren ersten und einen wieder sehr spannenden und actionreichen zweiten Teil. Insgesamt habe ich es wieder gerne gelesen. 4 Sterne