Rezension

Solider Regionalkrimi

Beichtgeheimnis - Wolf Schreiner

Beichtgeheimnis
von Wolf Schreiner

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Buch war ganz gut - ein solider, relativ interessanter Regionalkrimi. Ein Pfarrer als Ermittler ist nichts wirklich außergewöhnliches - es gibt verschiedene Fernsehserien und bestimmt auch Bücher mit diesem Motiv, aber ich hatte noch keinen solchen Krimi gelesen, sodass es für mich etwas neues war. Die Idee wurde hier gut umgesetzt; Senner ist ein im Grunde sympathischer Charakter, der zwar gläubig ist, aber seinen Glauben nicht allen sklavisch aufzwingt, was mir sehr gut gefallen hat. Er ist mit einem Atheisten befreundet, auch wenn er davon redet, ihn irgendwann zu bekehren, und ignoriert mehrfach Anweisungen der Diözese, weil sein Glaube ihm anderes gebietet. Natürlich ist er ein bisschen überspitzt dargestellt, doch damit hatte ich nicht wirklich Probleme.

Mein Problem war, dass Senner so naiv (man könnte tatsächlich auch dumm sagen) agierte, dass es fast schon weh tat. Es gibt verschiedene Handlungen seinerseits, die ich einfach nicht nachvollziehen kann und die nur ermöglichten, dass er verdächtig und schuldig aussah. Dies wirkte für mich ein wenig konstruiert, da einige der Dinge, die ihm nicht aufgefallen sind, doch sehr offensichtlich waren. Beispielsweise besucht er ein Unfallopfer im Krankenhaus und bemerkt beim Gehen eine Frau, die genauso aussieht wie jene, die zuvor bei ihm gebeichtet hat... doch das kommt ihm trotz weiterer seltsamer Beobachtungen nicht komisch vor, im Gegenteil stellt er den Zusammenhang zunächst gar nicht her. Das hat meinen Lesespaß leider gebremst.

Auch die zwei Polizisten sind ziemlich stereotypisch dargestellt, da sie uns als komplette Gegensätze präsentiert werden - einer der beiden ist ein "Einheimischer", ein bisschen gemütlich und entspannt, der andere dagegen ist "fremd" und eher scharf und bissig. Das sollte vermutlich humorvoll und amüsant sein, hat mich persönlich aber nicht beeindruckt. Es war nicht besonders schlimm, hat das Buch meiner Meinung nach aber auch nicht bereichert.

Ansonsten war der Schreibstil ganz gut, die Auflösung des Falls relativ stimmig (wenn auch für mich ein wenig unbefriedigend) und die Entwicklung der Geschichte interessant. Der 'Konflikt' mit dem Beichtgeheimnis, wegen dessen der Pfarrer der Polizei nichts über verschiedene Vorkommnisse berichten kann, wurde leider nicht wirklich ausgearbeitet, was ich schade fand.
Davon abgesehen habe ich das Buch aber gerne gelesen, es war eine leichte, unterhaltsame Lektüre für zwischendurch.
3,5/5 Sternen