Rezension

Spannend, berührend und aufschlussreich

Am Ende bleiben die Zedern
von Pierre Jarawan

Berührendes Romandebüt mit Tiefgang

Samir wächst als Kind libanesicher Einwanderer in Deutschland auf. Er vergöttert den Vater, der ihm in allabendlich erzählten Geschichten den Libanon in bunten Farben schildert und in ihm die Liebe zur zurückgelassenen Heimat weckt und dadurch ein starkes Band zwischen sich und dem Sohn knüpft. Um so mehr leidet Samir, als der Vater unangekündigt von heute auf morgen spurlos verschwindet. Das Verhältnis zu Mutter und Schwester bietet nicht den erwünschten Trost, da diese nicht bereit sind, ihr Leben nur in der Erinnerung zu leben, sondern sich in der neuen Situation einzurichten versuchen und sich zunehmend von der ursprünglichen Kultur entfernen. Einzig der ebenfalls libanesische väterliche Freund Hakim und dessen Tochter Yasmin scheinen den Heranwachsenden zu verstehen. Sie sind es auch, die Samir Jahre nach dem Tod der Mutter anhalten, sich der Vergangenheit zu stellen und herauszufinden, was mit dem Vater geschah. So macht sich Samir auf in das moderne Beirut, der Heimat der Familie, macht mit Hilfe des einheimischen Taxifahrers Nabil Freunde und Verwandte ausfindig und erlebt durch ihre Erzählungen den Libanon seiner Kindheit, den er bislang ausschließlich aus den Erzählungen des Vaters und den Medien kannte, auf ebenso überraschende wie erhellende Weise. Schließlich gerät die Suche nach dem Vater auch zu einer Suche nach dem eigenen zerrissenen Selbst.

Ein tolles Buch über die Geschichte und Kultur des Nahen Osten und auch ein sehr persönliches Buch, in dem sich so mancher zwischen den Kulturen Gefangener wiederfinden kann, großartig erzählt von Pierre Jarawan, selbst Kind eines Libanesen und einer Deutschen.