Rezension

Spannend bis zur letzten Seite

Siegeszeichen - Claudius Crönert

Siegeszeichen
von Claudius Crönert

Bewertet mit 5 Sternen

„...Er war wie ein Schiff, dem der Heimathafen abhanden gekommen war...“

 

Nathan und Max sind als Bereitschaftspolizei bei einer Demonstration eingesetzt. Nach einem heißen Tag suchen sie ein Einkaufszentrum auf, um sich etwas zu trinken zu kaufen. Dort wird Max von einem Jungen mit einer Pistole bedroht. Nathan schießt. Der Junge stirbt. Beide Polizisten quittieren den Dienst.

Nathan betäubt sich mit Alkohol. Andrea, seine Frau, kann das nicht akzeptieren und bittet ihn, die Familie zu verlassen.

Was fast wie ein Familiendrama beginnt, entwickelt sich schnell zu einem fesselnden Politkrimi.

Das Buch lässt sich flott lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Dazu beigetragen haben die interessanten Protagonisten und die vielschichtige Handlung.

Nathan war ein guter Polizist, neigte aber dazu, eigene Entscheidungen zu fällen. Jetzt braucht er schnell eine neue Arbeit. Grund ist vor allem Dingen seine kleine Tochter. Bei ihr ist zum zweiten Mal Krebs ausgebrochen. Als einzige Überlebenschance gilt eine Behandlung in Hongkong. Sie kostet 80000 Euro. Nathan nimmt die Stellung eines Personenschützers bei dem Politiker Martin Schulte-Loh an, der eine neue Partei gegründet hat. Als der überfallen wird und seine Freundin Yvonne dabei stirbt, landet der Fall bei Stefanie Schütt. Es ist ihr erster Fall. Ihr Vorgesetzter Pruss lässt sie schnell spüren, dass er nicht bereit ist, ihr freie Hand zu lassen.

Die Geschichte setzt zwei gedankliche Schwerpunkte. In beiden geht es um die Frage: Wie weit kann man gehen? Martin Schulte-Loh möchte seine Partei als ernstzunehmenden Konkurrent zu den etablierten Parteien aufbauen. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Nathan benötigt Geld für seine kranke Tochter. Das bringt ihn in Konflikt zwischen den sich bietenden Möglichkeiten und rechtlichen Bedenken.

Der Schreibstil des Buches ist angenehm zu lesen. Die besonderen Stärken des Autors liegen in dem Ausloten der psychischen Tiefen seiner Protagonisten. Für Nathans Gewissenskonflikte, Stefanies Blickrichtung aus der Vergangenheit auf die Gegenwart und Schulte-Lohs eiskaltes Kalkül findet er nicht nur die richtigen Worte, sondern auch passende Handlungsstränge. Obiges Zitat beschreibt auf beeindruckende Weise Nathans inneren Zustand. Rückblenden in die Vergangenheit sorgen dafür, dass das Bild über die Personen umfassender wird und ihr Handeln logisch begründbar. Hinzu kommt, dass bei einem Teil der Protagonisten der Umbruch in der DDR prägende Spuren hinterlassen hat. Der Roman spielt vorwiegend in Neubrandenburg. Für die Trostlosigkeit mancher Stadtviertel hat der Autor treffende Metapher gefunden.

Ein besonderes Stilmittel ist, dass sich der Roman nach der Anlaufphase in drei Erzählstränge aufspaltet, die zwar alle miteinander innerlich verwoben sind, sich aber nur punktuell berühren und erst am Ende endgültig zusammengeführt werden. Das sorgt für kurze Kapitel, schnell wechselnde Handlungsabläufe und fördert den Lesefluss und die Spannung.

Das Cover mit dem markanten Tor passt zum Inhalt des Buches.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. In einer vielschichtigen Handlung wird nicht nur Korruption und Vetternwirtschaft angeprangert, Fehler nach der Wende angedeutet, sondern auch der innere Kampf eines Vaters überzeugend wiedergegeben.