Rezension

spannend, mit guten Einfällen und kuriosem Ende

Ein Tod ist nicht genug - Peter Swanson

Ein Tod ist nicht genug
von Peter Swanson

Bewertet mit 4.5 Sternen

Was für Familienverhältnisse, was für eine Welt, die sich da in Peter Swansons „Ein Tod ist nicht genug“ auftut. In diesem Thriller sind Prägung, das Vorleben von, in unserer Gesellschaft falschem, Sexualleben und genetische Veranlagung verhängnisvolle Begleiter.
Ein wirklich sehr netter junger Mann, Harry, erfährt, dass sein Vater, Bill, von einer Klippe gestürzt ist. Bill ist ein absoluter Liebhaber alter Bücher, Erstausgaben, Sammlerstücke. Schon in seinem ersten Laden wird es viel zu voll, überall liegen die guten Stücke herum. Vor allem Kriminalromane haben es ihm angetan, er schenkt seinem Sohn immer wieder Ausgaben alter Schinken. Nach dem viel zu frühen Tod von Harrys Mutter ziehen sie an die Küste, in einen kleinen Ort in Maine.
Ja, diese Orte an der Küste haben es schon anderen Autoren angetan, vor allem meinem liebsten Horrorautor Stephen King. Und bei einigen überraschenden Wendungen und Beschreibungen komme ich nicht umhin, an genau diesen Horror zu denken.
Harry muss sich nun um seine Stiefmutter, Alice, kümmern. Sie ist wesentlich jünger als sein Vater und trauert unendlich um ihn. So scheint es jedenfalls. Ganz geheuer ist Harry die Situation nicht. Gerade erst hat er sein Studium beendet, statt der Unifeier gibt es nun eine Trauerfeier. Sein bester Freund lässt ihn zwar nicht im Stich, aber reden ist das Letzte, was er will. Auch in dem kleinen Ort hat sein Vater einen Laden gemietet, in dem er seine Bücher verkauft. Und so, wie er in der großen Stadt eine Hilfe hatte, so hilft ihm auch hier ein Rentner im Laden. Aber auch jetzt wird Harry gebeten, sich zumindest etwas einzubringen.
Abgelenkt wird die kleine Familie durch die Ermittlungen der Polizei, denn es war wohl tatsächlich Mord. Aber warum? Warum wollte jemand einen friedfertigen älteren Herren, der ohne Schulden und sonstiger Geheimnisse lebt, ausgerechnet ihn, aus dem Weg haben?
In der Tat kommt nun eine Junge Frau ins Spiel, die sich verdächtig macht, weil sie am Haus von Alice vorbei streicht, bei der Beerdigung gesichtet wird und dann auch noch im Laden um einen Job bittet. Harry lädt sie kurzerhand zu einem Drink ein, um Näheres zu erfahren. Ja, sie hatte wohl ein Verhältnis mit seinem Vater. Doch Alice soll von all dem nichts gewusst haben. Bevor Harry mit der Unbekannten zur Polizei gehen will, findet er sie tot auf. Was wird hier gespielt?
In Rückblenden erleben wir die Jugendjahre von Alice mit. Deren Mutter erlangt eine Abfindung, durch die sie unabhängig wird und endlich für sich und ihre Tochter eine schöne Unterkunft am Meer mieten kann. Kurz darauf lernt die Mutter einen Mann kennen und lieben, es wird bald geheiratet und Alice bekommt einen wesentlich älteren Stiefvater. Das Familienleben wird nur getrübt von der Alkoholsucht der Mutter. Sie stirbt am Abend einer Schulabschiedsfeier für ihre Tochter.
Alice bleibt bei ihrem Stiefvater, was nicht allen Mitbürgern in dem kleinen Ort gefällt. Die Hintergründe, die wir Seite um Seite erfahren, lässt einen erschüttert zurück. Alice verliert nicht nur ihre Mutter, sondern auch noch ihre beste Freundin Gina bei einem Schwimmunfall. Und immer bekommt man den Eindruck, dass es sich nur um unterlassene Hilfeleistung handelt. Was verbergen die einzelnen Protagonisten nur vor Harry? Warum musste sein Vater tatsächlich sterben? Doch nicht, weil er eine kleine Geschichte nebenher hatte? Oder etwa doch?
Kompliziert wird es so richtig, als die Schwester der toten jungen Frau auftaucht, die den Leichnam nach Hause überführen soll. Doch der Autor hat die verschiedenen Stränge sehr gut im Griff und lässt einen eine Offenbarung nach der anderen erleben. Die Schockmomente kommen immer schneller und greifbarer die Lösung. Und das Ende? Ob es wirklich ein gutes ist, lässt sich schwer ermessen, es liegt wohl in der Logik eines jeden Lesers.
Man meint, dass diese Geschichte dahinplätschert, wie ein Wasserfall, der über Steine und quer gelegte Stämme fließt, Kurven meistert, um dann immer schneller zu werden. Es hat wirklich etwas von King, als ob er Swanson über die Schulter geschaut hat, um ihm den ein oder anderen Anstoß von Grausamkeiten gegeben hätte.
Schnell und gut zu lesen, wie geschaffen für heiße Tage mit einem Krug voll kühlem Wasser.
Mehr von ihm und seinen Büchern findet man im Netz.