Rezension

Spannend und eindringlich

Verbrechen. Ausgezeichnet mit dem Kleist-Preis 2010 - Ferdinand von Schirach

Verbrechen. Ausgezeichnet mit dem Kleist-Preis 2010
von Ferdinand von Schirach

Bewertet mit 5 Sternen

Elf Geschichten erzählt Ferdinand von Schirach in seinem Buch “Verbrechen”. Geschichten, die auf wahren Fällen beruhen, an denen er als Anwalt beteiligt war. Das Spektrum reicht von Raub über Notwehr bis hin zu brutalem Mord, aber alle sind ungewöhnlich, sei es wegen des Tathergangs, wegen der Motive oder wegen des Umfelds, in denen sie stattfinden. Fesselnd und faszinierend, erschütternd oder rührend sind die Schilderungen dieser Verbrechen und zeigen, dass es in der Justiz keine Schwarz-Weiß-Malerei geben kann.

Ferdinand von Schirach, Jahrgang 1964, ist Anwalt von Prominenten und Industriellen, erzählt hier aber von Schicksalen, die sich im Kleinen abspielen. Er bedient sich dabei einer einfachen, flüssigen Sprache, fernab komplizierten Juristendeutschs und trotz der scheinbaren Distanz, mit der er faktenreich erzählt, merkt man, dass ihn solch extreme, besondere Verbrechen nicht kalt lassen, sondern der Mensch dabei im Mittelpunkt steht.
Dass Mord nicht gleich Mord, Raub nicht gleich Raub ist, wird besonders dann klar, wenn man die Motive und die Lebensgeschichte der Täter und der Opfer betrachtet.
Beiläufig erfährt man zudem einiges über die deutsche Justiz, Sinn und Aufgabe von Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Richter, Vorgehensweisen und Gesetze.

“Verbrechen” fesselt, erzählt, erklärt, weckt Mitgefühl und Fassungslosigkeit, und läßt einen vor allem so schnell nicht los. Ferdinand von Schirach hat damit einen sehr gelungenen Einblick in seinen Berufsalltag geschaffen.