Rezension

Spannend, unvorhersehbar, lesenswert

Der vermisste Weihnachtsgast -

Der vermisste Weihnachtsgast
von Louise Penny

Bewertet mit 5 Sternen

Kurz vor Weihnachten in Québec: für Chief Inspector Armand Gamache bedeutet das keineswegs Lichterglanz und Adventskaffee, sondern Gefahr für seinen Posten bei der Sûreté du Québec und vielleicht sogar sein Leben. Darüber hinaus hat ihn Myrna Landers, die Besitzerin der Buchhandlung in Three Pines um Hilfe gebeten, denn eine gute Bekannte ist nicht zum Weihnachtsfest gekommen.

Louise Penny, Jahrgang 1958, lebt in dem kleinen Städtchen Sutton bei Québec. Sie begann erst spät mit dem Schreiben. Ihr erster Roman „Das Dorf in den Wäldern“ wurde weltweit als Entdeckung des Jahres gefeiert. Die folgenden Gamache-Krimis wurden mehrfach ausgezeichnet.

„Der vermisste Weihnachtsgast“ ist der neunte Fall für Armand Gamache und mein erster. Obwohl ich die Vorgängerbände nicht kenne, habe ich gut hineingefunden, da Louise Penny den einen oder anderen Hinweis auf den 8. Fall gibt. Mir hat es für das Verständnis ausgereicht, ich denke jedoch, dass ich mich eines Lesevergnügens beraubt habe. Meine Empfehlung lautet also, bitte die Bände in der Reihenfolge ihre Erscheinens lesen. Die Übersetzung besorgten Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck.

Das Cover passt sich den vorherigen Bänden an, ist durch die Ahornblätter sehr auffällig und sorgt für einen hohen Wiedererkennungseffekt.

Bereits im ersten Kapitel baut Louise Penny Spannung auf. Die Frage „warum wird nicht alles gut?“ drängt sich förmlich auf. Armand Gamache hat große Probleme. Die Mitarbeiter seiner Abteilung wurden abgezogen, stattdessen hat er andere bekommen, denen er aus guten Gründen misstraut. Nur Inspector Lacoste ist ihm als enge Vertraute geblieben. Louise Penny beschreibt diesen Erzählstrang auf eine Art und Weise, dass der Leser lange im Unklaren bleibt, ob Armand Gamache auf dem richtigen Weg ist oder sich in etwas hineingesteigert hat, was nicht ist. Das ist sehr gut gemacht. Daneben geht es um die Aufklärung des Verschwindens von Constance, die sich als letzte der Ouellet-Fünflinge entpuppt. Die 5 Schwestern, deren Geburt eine Sensation darstellte, weil alle überlebten, hatten genau deswegen keine schöne Kindheit. Armand Gamache treibt besonders die Frage nach dem Grund ihres Todes um, lebte Constance doch sehr zurückgezogen und hatte keine Freunde.

Die Protagonisten sind mit ihren Ecken und Kanten lebendig und authentisch beschrieben, der Schreibstil ist gut lesbar. Das gilt insbesondere auch für die Landschaft und das Dorf Three Pines, in dem man am liebsten sofort mindestens einen Urlaub verbringen möchte.

Louise Penny gelingt es hervorragend, diese beiden Erzählstränge miteinander zu verbinden. Beide sind hochspannend, es gibt einige Wendungen, die u.a. auch aus Missverständnissen herrühren.

Der Showdown ist gut nachvollziehbar, stimmig und vor allem fulminant. Es wird schwer sein, mit dem nächsten Band daran anzuschließen.

Fazit: ein spannender und anspruchsvoller Krimi, den ich sehr gern empfehle