Rezension

Spannend wie immer

A Storm of Swords - George R. R. Martin

A Storm of Swords
von George R. R. Martin

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nach der Schlacht an der Küste von King's Landing hat sich einiges geändert. Hat es zuvor noch so ausgesehen, als würde König Joffrey und mit ihm die Lannisters verlieren, so haben sie jetzt den Süden des Königreiches an ihrer Seite. Positionen werden verschoben, Ränke geschmiedet, und das Spiel der Thröne geht erbitterter weiter als je zuvor.

Teil 3 der großen Reihe hat einige neue Figuren mitgebracht und auch zwei neue Erzähler: Jaime Lannister und Samwell Tarly.
Vor allem über Jaime habe ich mich sehr gefreut, weil wir ihn bisher nur durch die Beschreibungen anderer kennengelernt haben. Wir kennen ihn als den Königsmörder, als das Oberhaupt der Wache des Königs und als begnadeten Kämpfer. Doch durch seine Sicht lernen wir noch ein paar andere Seiten an ihm kennen. Er leidet darunter, dass er immer nur auf die Ermordung des Mad Kings Aerys reduziert wird. Für ihn ist die Familie alles, und so gibt er alles darum, wieder zu seiner Schwester und Geliebten Cersei zu gelangen.
Samwell Tarly ist Mitglied der Nachtwache. Doch er ist ein Krieger und hat sich bisher erfolgreich aus allen Kampfhandlungen herausgehalten, bis er auf sein ganz eigenes Abenteuer geht und zeigt, das Mut nicht immer mit Kämpfen zu tun haben muss. Sam hat mir bisher immer ein wenig leid getan. Bei der Nachtwache ist er vollkommen deplatziert, und größtenteils hat er es Jon Snow zu verdanken, dass die anderen ihn aufgenommen haben und gut behandeln. Jetzt wird er aber zu seinem ganz eigenen Helden, der mit anderen Waffen kämpft: mit Treue und mit Wörtern. Ich freue mich schon auf seine weitere Entwicklung (und hoffe, dass Martin ihn nicht allzu schnell sterben lässt).

Mit 1128 Seiten Text (+ ca. 100 Seiten Anhang) ist A Storm of Swords das bislang dickste Buch der Reihe. Dies war leider stellenweise auch zu merken.
Die Erzählperspektiven sind nicht unbedingt gleichmäßig verteilt. Wenn an einem Ort viel passiert, wird dort über mehrere Kapitel aus verschiedenen Sichten erzählt. So sind einige Erzähler aber wiederum kaum zu Wort gekommen. Ich glaube, Brans Erzählstrang kam drei- höchstens viermal dran. Auch wurden so manche Erzählstränge ziemlich auseinander gezogen. Zum Beispiel dauerte es zwischen dem ersten und zweiten Kapitel aus der Sicht von Daenerys ca. 200 Seiten, bis es bei ihr weiterging.
Natürlich ist es schwer, bei so vielen Erzählern alle zu Wort kommen zu lassen, und natürlich passiert bei manchen mehr als bei anderen. Trotzdem fand ich die Handlung teilweise ein bisschen sehr auseinander gezerrt. Ich hätte mich eher darüber gefreut, wenn es weniger Erzähler gäbe, sodass man nicht komplett raus ist, wenn man nach 200 Seiten wieder aus ihrer Sicht liest.

Davon ganz abgesehen, hatte ich genauso viel Spaß wie bei den beiden Vorgängerbänden. Es gibt viele lustige Stellen, aber auch viele traurige und erschütternde. Martins Worte erscheinen immer so real, weil man sich bei ihm nicht darauf verlassen kann, dass ein Hauptcharakter am Leben bleibt, nur weil er ein Hauptcharakter ist. Es gibt keine schönen Illusionen und kein Happy End. Gleichzeitig ist seine Erzählung so lebendig, dass man sich alles super vorstellen kann. Die Charaktere werden von Seite zu Seite realer. Am ersten Buch hatte ich noch gemeckert, dass Sansa z.B. sehr eindimensional war. Dies hat sich jetzt geändert. Jede Figur hat ihre eigene Geschichte und viel durchgemacht, was sie geformt hat.

Der Epilog kommt noch einmal mit einer ganz neuen Enthüllung daher, mit der wohl keiner gerechnet hätte. Es ist immer wieder erstaunlich, wie eng Martin die Schicksale der einzelnen Figuren miteinander verwoben hat und wie sich immer wieder kleine Kreise schließen, während gleichzeitig immer neue Fragen aufgeworfen werden.
Auch nach drei dicken Büchern, habe ich von Westeros immer noch nicht genug und freue mich auf die folgenden Bände!