Rezension

Spannende Geschichte aus der Welt der Samurai

Traum oder wahres Leben - Joachim Steudel

Traum oder wahres Leben
von Joachim Steudel

Bewertet mit 5 Sternen

„…Fälle also niemals ein vorschnelles Urteil über einen anderen, schau in sein Inneres, nimm dir Zeit dazu…“

 

Sarah Liebherr besucht in Lauscha Günter Kaufmann. Er  hatte sie vor kurzem vor einem Selbstmord bewahrt und ihr eine Geschichte erzählt.

Nun fährt er mit seiner Erzählung fort. Auf seiner Reise in die Vergangenheit hatte er in China den japanischen Fürsten Date Masamune mkennengelernt. Dieser bot Günter nun an, ihn mit nach Japan zu nehmen.

Der Roman schließt passgenau an den ersten Teil an. Der Autor entführt mich mit seiner Erzählung in das Jahr 1624. Er lässt die Welt Japans vor meinen Augen lebendig werden. Dazu tragen die detailgenauen Schilderungen der Orte und Landschaften, aber auch der Sitten und Gebräuche bei.  

Japan befindet sich im Umbruch. Die Zeit der Samurai nähert sich dem Ende. Gefragt sind Männer, die sich in Diplomatie auskennen. Gleichzeitig schottet sich Japan von der westlichen Welt ab. Die wenige Jahre später erfolgende Verfolgung der Christen wird auch an Günter nicht spurlos vorübergehen.  

In Japan wird Günter als Samurai ausgebildet. Bei der Gelegenheit beschreibt der Autor ausführlich die Schwertschmiedekunst der damaligen Zeit. Doch der Schmied ist nicht nur ein Kenner seines Faches, er ist gleichzeitig Philosoph und Ratgeber. Vieles in der Gedankenwelt der Japaner ist für Günter so neu wie für mich als Leser.

Günter lernt Kazuko kennen, die Tochter des Date Masamune. Die junge Frau hat wegen einer Behinderung nach einem Unfall mehr Freiheiten als ihre Geschlechtsgenossinnen. Durch sie bekommt Günter eine neue Sicht auf das Leben, auf Krankheit und Schmerz.   

Eine zweite Gruppe von Menschen spielt im Roman eine entscheidende Rolle, die Ronin. Sie zeichnen sich durch besondere Fähigkeiten aus und sind in der Lage, die Dinge zu erkennen, die Günter in China gelernt hat.

Der Roman ist spannend geschrieben. Dieser Spannungsbogen resultiert nur zum Teil aus der äußeren Handlung.  Dazu tragen auch die unterschiedlichen Beziehungen der Protagonisten bei.

Das Buch lässt sich zügig lesen. Die philosophischen Inhalte allerdings laden zum Verweilen und zum Durchdenken ein. Obwohl mir die Welt der Samurai und Ronin und ihre Gesetze fremd sind, lässt sich trotzdem aus dem Buch viel lernen. Geduld und Bedachtsamkeit, Vergebung und Neuanfang sind nur einige der Themen, die geschickt in die abwechslungsreiche Handlung integriert wurden. Die Sprache ist dem Inhalt angemessen. Der Autor beherrscht den Umgang mit Metaphern. Gekonnt werden Gefühle in Worte gefasst und wiedergegeben. Die logische Struktur des Romans wird konsequent durchgehalten.

Das Cover mit der jungen Frau und den blühenden Zweig ist klug gewählt. Das begreift man beim Lesen des Romans.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Das liegt an der geschickte Kombination aus spannender Handlung und philosophischer Tiefe. Der Autor hat es mir ermöglicht, in eine fremde Zeit und Kultur einzutauchen.