Rezension

Spannende Zeitreise durch die Welt der Bücher

Die Kunst zu lesen - David Trigg

Die Kunst zu lesen
von David Trigg

Bewertet mit 4 Sternen

Menschen, die in Bücher vertieft sind, sieht man im Zeitalter von Smartphones und eBook-Readern immer seltener. Umso mehr Freude bereiten Bildbände wie dieser, die die Schönheit der Bücher und den Reiz des Lesens zelebrieren. Über 300 Werke aus verschiedensten Epochen und Stilrichtungen sind darin abgebildet und thematisch locker sortiert. Sie stammen von namhaften Malern wie Botticelli, Spitzweg, Cézanne, Magritte und Lichtenstein, aber auch von unbekannteren Künstlern.

Zunächst erinnerte mich das Buch an Bände wie "Frauen, die lesen, sind gefährlich" oder "Frauen und ihre Bücher". Doch das Themenspektrum ist hier weitaus größer. Dargestellt sind nicht nur Leser, sondern auch das Buch allein in vielfältigen Formen und Arrangements: als brennende Objekte, von der Decke oder von Ästen abgehängt, zu einem Turm aufgestapelt oder als durcheinander geworfener Haufen. Viele Gemälde und Installationen würde man gern einmal live sehen. Genauso interessant ist die Botschaft, die dahinter steckt und bei manchen Werken kurz erläutert wird.

Auch inhaltlich erfüllen Bücher ganz unterschiedliche Zwecke, wie der britische Kunstkritiker durch seine Auswahl verdeutlicht: Sie dienen der Bildung und Aufklärung, der Unterhaltung und Ablenkung vom Alltag, der Kontemplation oder erotischen Fantasien. Am Anfang kam ich mir vor wie in einer Galerie, in der ich ein Bild nach dem anderen mit einer gewissen Distanz wahrnahm, doch im Laufe der Lektüre tauchte ich immer tiefer ein in die einzelnen Bilderwelten, hörte förmlich die spielenden Kinder hinter der lesenden Frau am Strand oder fragte mich, welche Geschichte die Magd wohl derart in Bann zieht.

Der Bildband ist eine spannende Zeitreise quer durch verschiedene Kulturen und Schichten, die uns nicht nur die Bedeutung von Büchern durch die Epochen, sondern auch die Vergänglichkeit menschlichen Wissens vor Augen führt. Das einzige Manko ist die zu klein geratene Schrift, die das Lesevergnügen trübt. Eine etwas großzügigere Gestaltung hätte dem Buch gut getan.