Rezension

Spannende Zeitreise ins Alte Ägypten

Der Ruf des Pharaos
von Sandra Rehschuh

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Die 14-jährige Anna wird jede Nacht von ein- und demselben Angst einflößenden Alptraum geplagt. Gefangen in einem dunklen Labyrinth ruft eine unbekannte Stimme nach ihr und singt fremde hymnenartige Lieder. Die begabte, doch scheue Schülerin kann sich die nächtlichen Unruhezustände nicht erklären. Auch ihre beste Freundin Claudia weiß keinen Rat. Erst durch den Besuch in der städtischen Tutanchamun-Ausstellung und der Liebe zu Daniel kommt Licht ins Dunkel. Daniel schreibt für die Schülerzeitung und kennt noch andere Fälle von Frauen, die ebenfalls von Albträumen heimgesucht werden. Noch bevor Anna hinter das Geheimnis kommt, landet sie endgültig in Ägypten. Unterstützung erhält sich durch ihre Katze Bastet, die ägyptische Katzengöttin. Vor Ort erfährt sie von ihrem Schicksal, das mit dem Pharao Echnaton verbunden ist. Sie kann der Macht des Pharaos nur entfliehen, wenn sie diesen nicht mithilfe einer Namenstafel bannt. Er, der ständig in ihrem Kopf herumgeistert, sie ruft (s. Titel), befindet sich auf ihren Fersen und hat ungeahnte Helfer. Wird Anna im Ägypten des Jahres 1335 v. Chr. überleben und in ihr bisheriges Leben zurückkehren? Welche Rolle spielen dabei ihr Freund Daniel, ihr Vater und der ägyptische Junge Chebres?

Meinung: 

Sandra Rehschuh hat einen ansprechenden Jugendroman verfasst, der nicht nur 14-jährige Leser begeistert. Die abenteuerliche Story, in der aus Traum Wirklichkeit wird, ist fantasievoll und historisch fundiert angelegt. Durch Anna soll Pharao Echnatons Gemahlin Nofretete wiedererweckt werden, damit das tote Paar erneut herrschen kann. Echnaton, einer der bekanntesten Pharaonen des Neuen Reiches, der in Ägypten den monotheistischen Sonnenkult (Aton) installiert hat, sieht in Anna seine Tochter Anchesamun - den fehlenden Schlüssel zur Beendigung seines Zeitenwandlerdaseins. Die angeführten historischen Fakten bzw. Beschreibungen zur ägyptischen Glaubens- und Lebenswelt (Topografie (Tal der Könige, Achet-Aton), Begräbniskultur, Götterwelt, Pharaonen (Biografien, Insignien, Herrschernamen) etc.) wurden von der Autorin sehr gut recherchiert und zudem allgemein verständlich dargeboten. Der flüssige, klare Erzählstil macht das Lesen zum Fest. Gern taucht man in das Wechselspiel aus Traum und Gegenwart ein und lässt sich mitreisen.

Hierbei wird durch die Einbindung von zeitgenössischer Literatur (Sonnenhymnen, Preisungen) aus der Amarnazeit eine besondere stilistische Ebene erreicht. Die Charaktere, allen voran Anna, wurden passend in Szene gesetzt. Man findet sowohl böse als auch gute Protagonisten, was Spannung erzeugt. Daniels Rolle ist hierbei auf dramatische Weise hervorzuheben. Er begeht im Laufe der Handlung Verrat, aber mehr soll nicht vorweggenommen werden. Mein einziger Kritikpunkt bezieht sich auf das abrupte Ende, bei dem vieles zu schnell bzw. zu wenig aufgelöst wird. 

Fazit: 
Lesenswertes Young Adult Adventure mit geschichtlichen Tiefgang. Mein Tipp: Einfach mal vom Alltag wegträumen und der Protagonistin Anna ins Jahr 1335 v. Chr. folgen.