Rezension

Spannender Abschluss

Paradise Valley - Die Entscheidung - Carlo Meier

Paradise Valley - Die Entscheidung
von Carlo Meier

Bewertet mit 4 Sternen

„...Pass auf das Amulett auf. Mädchen. Mit den Leuten hinten in Valley Paradise ist nicht zu spaßen. Aber du bist eine Yawani. Dir wird nichts geschehen, wenn du wachsam bist...“

 

Im Gästehaus in Paradise Valley wacht Lena aus einem Alptraum auf. Ein Junge wollte ihr das Amulett stehlen. Sie erinnert sich an die Worte des uralten Indianers, die ich im Eingangszitat wiedergegeben habe. Dann sieht sie einen Schatten am Fenster. Als sie sich aufrichtet, verschwindet dieser.

Der Autor hat erneut eine spannende Geschichte geschrieben. Sie schließt zeitnah an Teil 2 an.

Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Das liegt auch daran, dass er im Stile eines Drehbuch geschrieben ist: kurze Sätze, oft untereinander stehend, auf das Wesentliche reduziert, manchmal zugespitzt auf ein Wort, gekonnt pointiert.

 

„...Nur einer ist noch da.

Er kreist oben am Himmel.

Der Geier.

Er kreist.

Krächst.

Kreist...“

 

Mit diesen Worten gibt Harrison seine Eindrücke wieder, als er nach seinem Unfall das erste Mal aufwacht. Er hat den Weg ins Valley nicht gefunden.

Die anderen Jugendlichen sind im Valley gefangen. Schnell lernen sie die Schattenseiten dieser Welt kennen. Dazu gehört die permanente Beobachtung oder der Arbeitszwang. Essen ist karg. Dann gelingt Tom bei der Arbeit im Wald ein Blick ins nächste Tal. Ein Unbekannter weist ihn darauf hin:

 

„...Wer im Valley nicht spurt oder die falschen Fragen stellt, kommt da rüber. Und die Kranken und Sterbenden ebenfalls...“

 

White, der Chef des Ganzen, kennt nur ein Ziel. Er will das Amulett – um jeden Preis. Allerdings bleibt mir der Mann bis zum Schluss ein Rätsel. Ist es wirklich nur Gier, was ihm zu dem gemacht hat, was er ist? Hatte er das alles vom Anfang an so geplant? Und dann scheint er sogar ab und an weise Gedanken zu haben:

 

„...Die größte Entfernung auf der Welt ist nicht von hier nach dort. Sondern die Entfernung in einem Menschen von seinem Verstand zu seinem Herzen. Nur wenn er die überwindet, lernt er, wie ein Adler zu segeln und die Unermesslichkeit der Welt zu erkennen...“

 

Wie aber vereinbart sich das mit seinem Handeln? Er gehört zu der Spezis, die Wasser predigt und Wein trinkt.

Wird es den Jugendlichen gelingen, das Tal zu verlassen? Werden sie die Geheimnisse entschlüsseln?

Zu den Kernpunkten des Buches gehört für mich das Gespräch zwischen Lena und Tom. Hier geht es um Vergeben und Verzeihen. Lena hat immer noch Probleme damit, das Verhalten ihrer Mutter zu verstehen, die einst die Familie verlassen hat und hier ins Tal gegangen ist.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es erzählt eine spannende Geschichte und belegt, das wahrer Glauben und Fanatismus zwei völlig verschiedene Dinge sind. An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Einen Punkt dafür habe ich in der Rezension explizit angesprochen.