Rezension

Spannender Auftakt der Mandelli-Saga mit einer jungen Frau, die lernt, sich im Italien der 1950er-Jahre zu emanzipieren

Das Fundament der Hoffnung -

Das Fundament der Hoffnung
von Ladina Bordoli

Bewertet mit 4 Sternen

Ein guter historischer Roman ist ideal, um in eine vergangene Zeit abzutauchen und den Alltag für ein paar Stunden zu vergessen. Die Geschichte von Aurora Mandelli schaffte es immer wieder, mich ins Italien der 1950er-Jahre zu entführen, hat aber auch kleinere Schwächen. Dieses Buch durfte ich im Rahmen einer Buchverlosung lesen.

Darum geht's in »Das Fundament der Hoffnung«:

»Im Italien der Fünfzigerjahre kämpft Aurora für ihre Familie - und die Liebe.

1956, Comer See. Als ihr Bruder bei einem tragischen Unfall stirbt und ihr Vater vor Trauer wie gelähmt ist, liegt plötzlich alle Verantwortung bei Aurora Mandelli. Mit neunzehn Jahren ist sie von einem Tag auf den anderen die Geschäftsführerin eines Bauunternehmens und kämpft um das Überleben ihrer Familie. Skepsis und Ablehnung wehen der jungen Frau von den Arbeitern und Kunden entgegen. Nur der Maurer Michele scheint an ihrer Seite zu stehen, und Aurora verliebt sich unsterblich in ihn. Doch dann muss sich Aurora fragen, ob sie Michele wirklich vertrauen kann, als ein weiterer Schicksalsschlag die Familie Mandelli erschüttert.«

Original-Klappentext

Meine Meinung:

Den Schreibstil der Autorin empfand ich als angenehm und aussergewöhnlich detailliert. Viele Kapitel beginnen z.B. mit einer Beschreibung der Landschaft oder des Wetters, auch Wohninnenräume und die Kleidung der Figuren werden ausführlich beschrieben. Wirkte dieser Stil am Anfang etwas langatmig auf mich, gewöhnte ich mich schnell daran. Die Beschreibungen halfen mir, mir ein genaueres Bild vom Setting zu machen, was ich als wertvoll empfand. Es wird aber vielleicht Leser*innen geben, die einen solchen Schreibstil eher als langweilig empfinden.

Die Geschichte wird in der dritten Person aus Auroras Perspektive erzählt. So lernen wir die Protagonistin des Romans gut kennen. Aurora wirkte auf mich sympathisch und manchmal sehr stark, vor allem, wenn es um ihre Leidenschaft - das Mauern und Gestalten - ging. Im Vergleich dazu wirkte sie in manchen Szenen, vor allem in Beziehungen, sehr unsicher und naiv. Hatte ich am Anfang des Buches die Hoffnung, dass sich Aurora auch in dieser Hinsicht weiterentwickeln und zu einer durchsetzungsstarken Frau werden würde, die sich nicht alles gefallen lässt und Fehler nicht immer bei sich selbst sucht, wurden meine Erwartungen diesbezüglich nicht ganz erfüllt. Eine kleine Entwicklung findet zwar statt, aber sie hätte meiner Meinung nach grösser ausfallen können.

Die anderen Charaktere machen praktisch keine (zumindest keine positive) Entwicklung durch, was ich sehr schade fand. Hier hätte es viel Potential gegeben, z.B. bei Auroras Eltern oder bei Michele. Stattdessen beharren viele Charaktere auf ihren (traditionellen) Ansichten. Einige Nebenfiguren wie Marisa und Lorenzo wurden sehr liebenswert beschrieben und verhalfen zumindest Aurora, sich weiterzuentwickeln.

Die Geschichte startet sehr langsam, die Trauer um Auroras Bruder nimmt viel Platz ein. So war auch eine gewisse Melancholie zu spüren. Gegen Ende ging es mir hingegen fast ein wenig zu schnell. Die Liebesgeschichte, die einen wichtigen Teil des Romans einnimmt, verlief mir ebenfalls zu schnell, sodass sie mich leider nicht ganz berühren konnte. Dennoch wurde ich durch das Buch gut unterhalten und erhielt einen Einblick in die damalige Zeit, insbesondere was das Maurerhandwerk, die Stellung der Frau und die gesellschaftlichen Konventionen betrifft.

Fazit:

»Das Fundament der Hoffnung« ist der lesenswerte Auftakt der Mandelli-Saga rund um die Geschichte von Aurora. Die Idee, die Umsetzung und der Schreibstil gefielen mir grundsätzlich gut, bei der Charakterentwicklung und der Liebesgeschichte gab es ein paar kleinere Schwächen. Deshalb gibt es vier von fünf Sternen.