Rezension

Spannender Blick ins Leben der Amischen

Quälender Hass - Linda Castillo

Quälender Hass
von Linda Castillo

Bewertet mit 4 Sternen

Entführung im Namen der Gerechtigkeit

„Aber Polizisten sind Realisten, wenn es Zeit ist aufzugeben, ändert man seinen Fokus. Man konzentriert sich auf die Suche nach dem Täter, um ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen …“

Inhalt

In der amischen Gemeinde Painters Mill in Ohio ereignet sich ein grausames Verbrechen aus Rache, vermutet die dortige Polizeichefin Kate Burkholder, nachdem sie die Leiche einer brutal erstochenen Frau gefunden hat, die gerade mit ihren beiden kleinen Enkeltöchtern auf einer verlassenen Farm beim Walnusssammeln war. Doch diesmal liegen die Dinge wirklich im Argen, denn der Mörder hat das ältere aber geistig zurückgebliebene Mädchen namens Elsie mitgenommen und diese Entführung macht es unabdingbar, das Kates Team so schnell wie möglich den Täter findet, bevor die Überlebenschancen des Opfers gegen Null gehen. Die Familie von Elsie gehört zur Glaubensgemeinschaft der Amischen, die für ihr friedliches, gottesfürchtiges Leben bekannt sind – so dass es nur wenig Ansatzpunkte für innerfamiliäre Konflikte gibt. Die Botschaften, die Elsies Eltern in Folge der Kindesentführung bekommen, lassen jedoch auf einen Racheakt schließen und Kate Burkholder sieht sich gezwungen, immer tiefer in der Vergangenheit zu graben, um mögliche Parallelen zwischen einer scheinbar illegalen Adoption und dem verschwundenen Kind aufzudecken.

Meinung

Mittlerweile zähle ich mich zur treuen Fangemeinde dieser Krimireihe rund um das Leben der amischen Bevölkerungsgruppe, welches die amerikanische Bestsellerautorin Linda Castillo in ihrem nunmehr 11. Band erfolgreich inszeniert. Und obwohl die vorherigen Bände nicht mehr so faszinierend und unterhaltsam waren, wie der Reihenstart, so reizt mich jeder neue Roman doch wieder, weil man einfach dieses Lebensgefühl gepaart mit religiösen Einstellungen und emotionalen Mordfällen immer wieder gerne lesend erkundet. Die Hintergründe und auch die Protagonisten durchlaufen eine Entwicklung, deshalb ist es von Vorteil, wenn man schon etwas Hintergrundwissen mitbringt, allerdings finde ich es ebenso lesbar, wenn man die Bücher nicht in kurzer Abfolge sondern mit größeren Abständen konsumiert. 

Besonders gut gefallen hat mir der authentische Ablauf der Geschehnisse, der deutlich macht, wie anstrengend und frustrierend Polizeiarbeit sein kann, wenn sich einfach nicht der entscheidende Faktor finden lässt. Nach wie vor spricht mich auch das Gerechtigkeitsempfinden und die einfache, strikte Lebensweise der Amischen an – man entdeckt beim Lesen immer wieder eine andere Seite dieser zurückgezogenen, autarken Gemeinschaft. 

Fazit

Ich vergebe 4 Lesesterne für diesen interessanten, lebensnahen Kriminalfall, der mit den Schwerpunkten der Kindesentführung und den fragwürdigen Entscheidungen Einzelner in der Vergangenheit aufwartet. Ein plastischer und zugleich flüssiger Schreibstil lässt Kopfkino entstehen und Sorgen und Nöte fühlbar werden. Auch wenn diese Reihe kaum noch etwas Neues erzeugt und immer nach einem ähnlichen Strickmuster verläuft, kann ich dieses Buch weiterempfehlen, wenn man Thriller eher unblutig und erzählend mag.