Rezension

Spannender historischer Thriller!

Die Dämonen von Lorch - Isabella Benz

Die Dämonen von Lorch
von Isabella Benz

Für 5 exklusive Interviewfragen schaut euch die Rezension auf meinem Blog an:
http://allthesespecialwords.blogspot....

Benz, Isabella – Die Dämonen von Lorch

Worum geht’s?

Johann von Badenberg liebt die Vogtstochter Theodora, die immer wieder von heftigen Anfällen und Krämpfen geschüttelt wird. Er plant, sie nach dem Kreuzzug zur Frau zu nehmen und als das Heer schließlich fällt, eilt er über die Alpen zurück nach Lorch, wo eine Reihe von mysteriösen Mordfällen die Dorfbewohner erschüttert. Er muss sich beeilen, denn er weiß nicht, dass Theodora bereits in das Verdachtsfeld des Pariser Exorzisten geraten ist.

Schreibstil

Da ich ja nicht so viele historische Romane lese, habe ich anfangs eigentlich immer Schwierigkeiten damit, mich in den Schreibstil eines Romans einzufinden. Das liegt nicht daran, dass der schlecht wäre, sondern eher daran, dass ich diese „gestelzte“ wörtliche Rede nicht gewohnt bin.
Nach dem Einlesen hat mir Isabella Benz‘ Schreibstil gut gefallen und ich konnte durch die Seiten fliegen.

Meine Meinung

Das Buch ist aus mehreren Sichtweisen geschrieben, was für den Spannungsaufbau sehr förderlich gewesen ist. Am besten haben mir die Szenen aus Johanns Sicht gefallen, weil sie meiner Meinung nach die spannendsten waren.

Man hat bald gemerkt, dass die Autorin hier gute Recherchearbeit betrieben hat, denn viele Szenen waren sehr realistisch für den Zeitraum, in dem das Buch spielte, und ließen mich ab und zu schlucken. Was wir doch für ein Glück haben, in dieser Zeit zu leben. Besonders gut fand ich dann auch, dass es keinerlei Info-Dumping gibt. Das ist ja etwas, was viele von historische Romanen abhält, aber hier ist man sofort in der Welt angekommen und muss sich nicht erst seitenlange Erklärungen anhören.

Johann ist auf jeden Fall ein Charakter, der seiner Zeit voraus ist, deswegen fand ich es in manchen Szenen schade, dass er erst gehandelt und dann nachgedacht hat. Das hat nicht immer zu ihm gepasst, aber andererseits muss man ja auch den Einfluss seiner Umwelt sehen. Mit ihm konnte ich mich am besten identifizieren, weil er derjenige war, der an das Gute geglaubt hat und am stärksten dafür gekämpft hat.

Mit seiner Geliebten, Theodora, hatte ich so meine Probleme. Sie leidet unter Anfällen und Krämpfen, ein typisches Krankheitsbild für Epilepsie, was man damals ja noch nicht wusste, und muss diese deshalb vor den Dorfbewohnern geheim halten. Als dann jedoch die Morde in Lorch geschehen, die nur von einem Dämon begangen worden sein können, gerät Theodora schnell ins Verdachtsfeld eines Pariser Exorzisten, der seine Nase aus nichts raushalten kann. Auch Theodoras Vater sorgt dafür, dass sie sich immer mehr fragen muss, ob sie nicht doch von einem Dämon besessen ist, obwohl Johann immer noch der Meinung ist, dass sie krank ist.

Für Theodora hätte ich mir eine stärkere Frauenfigur gewünscht. Klar, ich kann verstehen, wieso sie am Rande der Verzweiflung ist, aber ein bisschen mehr Aktivität hätte ihr nicht schaden können. So blieb sie nur ein von Ängsten getriebener, blasser Charakter, der darauf gewartet hat, dass Johann schon alles lösen würde. Das war eigentlich der Punkt, der mich wirklich am meisten gestört hat. Realistisch ist gut, aber ein Protagonist sollte meiner Meinung nach ein bisschen aktiver sein und sein Schicksal selbst in die Hand nehmen.

Ein starker Charakter war auch Wilhelm, der Pariser Exorzist. Er nahm seinen Beruf so ernst, dass ich zeitweise schon dachte, dass er die Morde begangen hat, um endlich mal jemanden exorzieren zu dürfen. Gut gefallen hat mir vor allem die Zusammenarbeit mit Johann, gerade, weil sie ständig in einen Konflikt geraten sind.

Auch der Plot ließ nicht zu wünschen übrig. Stück für Stück steigerte sich die Spannung und die Frage danach, wer nun wirklich die Morde begangen hat, wurde immer dringlicher. Zeitweise habe ich mich gefragt, ob das Buch vielleicht doch ein Fantasyelement hat und die Morde tatsächlich von einem Dämon begangen wurden. Die tatsächliche Lösung ist zwar logisch, aber eben nicht offensichtlich, was mir sehr gut gefallen hat.

Einzige Kritik zum Spannungsaufbau ist, dass die Spannung nach Höhe- bzw. Wendepunkten zu schnell durch eine Auflösung wieder hinausgenommen wurde und dadurch der Spannungsbogen immer einen Schritt zurück gemacht hat. Aber ich glaube, so etwas fällt nur jemandem auf, der sich oft und viel mit verschiedenen Handlungsmustern und Spannungsbögen beschäftigt.

Fazit

Insgesamt hat mir Die Dämonen von Lorch sehr gut gefallen. Abzüge gibt es allerdings für Theodoras Charakter, der mich einfach nicht ansprechen konnte, und den Verlauf des Spannungsbogens. Wenn ihr Lust auf einen historischen Krimi/Thriller habt, dann ist dieses Buch ganz bestimmt einen Blick wert.