Rezension

Spannender Krimi mit zeitgeschichtlichem Hintergrund

Havelbande - Jean Wiersch

Havelbande
von Jean Wiersch

Bewertet mit 4 Sternen

Jo Barrus, knapp 60, fühlt sich ausgemustert. In der Dienststelle ist er abgeschoben auf langweilige Wochenenddienste, seine Frau hat ihn eines Gurus wegen verlassen  das Kommissariat in Brandenburg ist sein zweites Wohnzimmer. Sein erstes ist das Belmondo, wo Hildi, die Wirtin und Imre, der Mann für alles, seine Familie bilden. Da erschüttert ein Doppelmord an einem altem Bauern und seiner Frau seine weingetränkte Ruhe. Alfred und Elfriede Lindner wurde geradzu hingerichtet mit einem gezielten Dolchstoß in den Nacken. „Abgenickt“ wie es in der Jägersprache heißt und gleich darauf stellt sich Nikolaus Hueber, ein Südtiroler, als Mörder bei der Polizei.
Aber so glasklar ist der Fall nicht, Jo Barrus ist,  trotz Wein und Frust ein ausgezeichneter Ermittler und auch als Hueber über das Wie und Warum der Morde schweigt, lässt er nicht locker. Seine Recherchen führen ihn bald bis nach Südtirol und die Kriegs-und Nazizeit.
Die „Havelbande“ ist ein vielschichtig aufgebauter Kriminalroman mit vielen geschichtlichen und zeitgeschichtlichen Bezügen. Da der Ermittler bereits im Anfangsstadium quasi suspendiert wurde, hat er jede Möglichkeit auf eigene Faust zu ermitteln und auch Südtirol mit einzubeziehen.  Das ist sehr interessant beschrieben, besonders die Abschnitte, die dieKriegsereignisse schildern,  die auf wahren Begebenheiten beruhen, sind absolut lesenswert.
Es gibt in der Handlung einige Ecken und Brüche über die ich gestolpert bin. Allzu oft muss der Zufall oder eine Person bemüht werden, die rechtzeitig auftaucht und dann wieder abtaucht. Die Charaktere und Personenbeschreibungen wirken auf mich nicht immer lebensecht.  Aber trotz dieser kleinen Unstimmigkeiten ist der Roman durchgehend spannend und durch seine historischen Bezüge ein Krimi mit ernsten Untertönen, den ich sehr gern gelesen habe.