Rezension

Spannender Krimi rund um das Ost-/West-Trauma

Zeugin der Toten - Elisabeth Herrmann

Zeugin der Toten
von Elisabeth Herrmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Elisabeth Herrmann erzählt in ihrem neuen Buch “Zeugin der Toten” die Geschichte von Judith Kepler, einer Cleanerin, die für eine Reinigungsfirma Tatorte reinigt und wieder “bewohnbar” macht. Sie ist ein Profi auf ihrem Gebiet und wird besonders gern für Spezialfälle eingesetzt. Ihr Chef, ein Rauhbein mit Herz, hat sie selbst vor Jahren zur Cleanerin ausgebildet.

Doch eines Tages wird sie auf unangenehme Weise mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Eine Frau in einem Plattenbau in Berlin, nicht unweit ihrer eigenen Wohnung, wurde brutal ermordet. Nachdem der Tatort freigegeben wurde, wird Judith zur Reinigung dahin geschickt und findet Hinweise, dass die Tote mit ihrem eigenen Schicksal verknüpft ist: Judith selbst wurde unter mysteriösen Umständen in einer Nacht-und Nebelaktion in ein Kinderheim in Sassnitz auf Rügen gebracht und verbrachte dort rund 10 Jahre. Sie wuchs ohne Familie auf, wurde drogenabhängig und hat viel Schlimmes erlebt. Trotzdem hat sie die Kurve gekriegt und ins Leben zurückgefunden. Doch ihr Rätsel konnte sie nie lösen.

Sie findet heraus, dass die Tote, eine Schwedin, Judith’s Unterlagen aus dem Heim aus Sassnitz angefordert hat. Dieselben Unterlagen von denen Judith dachte, sie wären im Zuge der Stasi-Aktenvernichtung entsorgt worden.

Judith begibt sich auf ihre Spur und wird schnell selbst zur Gejagden: BND, CIA und MfS sind hinter ihr her. Hat all das etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun? Mit ihrer Herkunft?

Judith kreuzt den Weg des EX-BND-Agenten Quirin Kaiserly, der sein ganz eigenes Trauma zu bewältigen hat. Vor rund 25 Jhren ist bei dem Versuch, geheime Daten, sogenannte Klarnamen von Agenten in den Westen zu schmuggeln, deutlich etwas schief gegangen. Ganz allmählich wird klar, dass Judith in all das verwickelt ist.

Notgedrungen raufen die beiden sich zusammen und ihr Weg führt sie von Berlin über Sassnitz nach Malmö und wieder zurück. Doch bis das ganze Rätsel um Judith’s Vergangenheit gelöst wird, vergeht noch eine ganze Weile. Während dieser Zeit ist sie sich nicht sicher, wem sie überhaupt noch trauen kann. Geheimdienste treten an sieheran und versuchen nicht nur für das eigene Land einen Vorteil aus der Geschichte zu ziehen. Letztendlich verfolgt jeder sein ganz eigenes Ziel.

Elisabeth Herrmann versteht es den Leser in ihren Bann zu ziehen. Was zunächst als Krimi mit einer ungewöhnlichen Heldin, die beruflich Tatorte reinigt, begann, entwickelt sich allmählich zu einem spannenden Agentenkrimi, der das Thema des kalten Krieges, der Verschwörungen und der konspirativen Zusammentreffen und nicht zuletzt das ganze Ost-/West-Trauma wieder aufleben lässt.

Die Autorin hat die Geschichte hervorragend recherchiert und teilweise wahre Fakten mit einfliessen lassen. Die Charaktere sind glaubwürdig und es wird abwechselnd aus mehreren Perspektiven erzählt. Die Stukturen, vor allem die der Geheimdienste, sind komplex – es ist auf jeden Fall kein Buch, dass man so eben nebenbei lesen kann.

Auch wenn es eigentlich nicht mein Thema ist, muss ich sagen, daas es mich regelrecht gefesselt hat. Das Buch macht Lust auf mehr und zum Glück ist hier eine Fortsetzung geplant.